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Rechtslage, freie Wissenschaft, freie Foren – OT

geschrieben von nachtschatten  am 26.11.2011 um 03:43:40
Hallo Tilly, Hallo Forum,

da uns TomCat vor einiger Zeit die Möglichkeit eingeräumt hat, über dieses Thema einen eigenen Thread zu ertsellen ( http://www.hilflos-gefesselt-erregt.de/showentry.php?sNo=56212  ) möchte ich diese nun nutzen, mit der Hoffnung, hier endlich Klarheit zu schaffen.

Es geht um folgende Auseinandersetzung:


http://www.hilflos-gefesselt-erregt.de/showentry.php?sNo=56205

http://www.hilflos-gefesselt-erregt.de/showentry.php?sNo=56437




Um die Gefahr von Missverständnissen zu verringern, versuche ich jetzt noch kurz, unsere Auseinandersetzung so zusammenzufassen, wie ich sie verstanden habe:

Ich hatte im Rahmen von verschiedenen Diskussionen zum Thema „Ursprung von sexuellen Neigungen“ meine Vorstellungen davon dargestellt, und mich dabei auch auf wissenschaftliche Arbeiten von Sigmund Freud und Wilhelm Reich gestützt.

Bei deren Blick auf die menschliche Sexualität und die Entstehung von Neigungen spielen die vorpubertären Sexualäusserungen des Menschen und die gesellschaftliche Reaktion darauf eine wesentliche Rolle. Es handelt sich dabei nicht um das, was man als „erwachsene Sexualität“ im Allgemeinen verstehen würde, und es geht im wesentlichen um autoerotische Erfahrungen.

Aber Freud proklamiert bereits um 1900 herum die Existenz einer „infantilen Sexualität“ und beschreibt genauestens, welche Rolle diese bei der frühkindlichen Verdrängung und bei der Ausprägung sexueller Verhaltensweisen der späteren Erwachsenen spielt.

Wilhelm Reich geht mit dem Erbe Freuds noch radikaler um, und sieht im leugnenden und verneinenden Umgang mit der kindlichen Sexualäusserung einen der wichtigsten Gründe für individuelle und gesellschaftliche Neurosen bis hin zu menschenfeindlichen Massenbewegungen wie denen des Faschismus (diese Ansichten vertrat Reich etwa in den 1920er Jahren!).


Ich bin völlig überzeugt davon, dass ich alle meine Darstellungen stets mit Sachlichkeit vorgetragen habe, und dabei niemals in irgendeiner Weise pornografisch oder obszön wurde. In allen meinen Darstellungen ging es stets um das Wohl von Kindern und der Gesellschaft als Ganze. Ich habe weder zu irgendwelchen obszönen Gedanken angeregt, noch irgendwelche rechtswidrigen Handlungen propagiert oder dargestellt.


Nun ist dein Vorwurf, wie ich ihn verstehe, Tilly, dass ich trotz Allem mit meinen Darstellungen eine, wie du es nennst „Wixxvorlage“ für Pädophile liefern könnte, und damit das Forum gefährden würde.

Du schreibst dazu: „Schon der blose Gedanke, meine Ausfürungen könnte in gewissen Kreisen als Wixxvorlage dienen, würde mich schlagartig verstummen lassen.“

Was du damit forderst ist, dass es jedweden wissenschaftlichen Diskurs zu diesem Thema zu unterbinden gälte, sobald er sich mit der Frage völlig natürlicher(!) Tatsachen befasst, die das sexuelle oder erotische Erleben von Kindern betrifft.
Das wäre gleichbedeutend damit, mutig erkämpfte Errungenschaften großer Wissenschaftler zu verschweigen und damit zugleich sämtlichen anderen Vorstellungen von der Entstehung sexueller Neigungen diesen Raum unhinterfragt zu überlassen (z.B. genetischer). Das Argument dafür ist dann aber kein wissenschaftliches, sondern in diesem Fall ein rein moralistisches. Das kommt gleich mit einer Untergrabung einer lang und hart erkämpften Tradition freier Wissenschaft und freien Wissenschaftsdiskurses im europäischen UND amerikanischen Kulturraum.

Wenn es jemand (z.B. ein Staat) für nötig befinden würde, diesem Forum aufgrund meiner Texte Schwierigkeiten zu machen, dann müsste derselbe auch einen großen Fundus anerkannter wissenschaftlicher Literatur in deutschen Bibliotheken verbieten und verbannen.

An diesem Punkt war Deutschland zuletzt, als die nationalsozialistischen Faschisten symbolisch Bücher verbrannten, weil diese nicht ihren ideellen Vorstellungen entsprachen. Siegmund Freud und Wilhelm Reich standen auf ihren Listen verbotener Bücher und beide mussten ihre Heimat verlassen um der Verfolgung zu entgehen. Der Vorwurf dem sie sich ausgesetzt sahen war, dass sie die Moral der Bevölkerung zersetzen, und die Menschen zu verwerflichem Handeln animieren würden.
Wilhelm Reichs Bücher wurden dann noch einmal in den 1950er Jahren auf gerichtliche Anordnung der USA verboten (wohin er vor den Faschisten geflohen war) und einige seiner Mitarbeiter wurden gezwungen, Exemplare davon unter polizeilicher Aufsicht zu verbrennen. (Allerdings mit einer anderen Begründung – weil die FDA seine Entdeckung der Orgon-Energie abstritt)
Wenn wir an diesem Punkt wieder gelangen sollten, dann haben wir ganz andere Probleme als die Rechtfertigung dieses Forums.

Das tragischste an dieser Sache ist aber, dass ja gerade das Aufklären über derartige Themen das Einzige ist, was jenen, wie Reich ihn nennt „faschistischen Irrationalismus“ auf menschliche Weise entgegentreten kann. Jeder, der an einer vernünftigen und offenen Gesellschaft interessert ist, kann sich nur auf diese Seite stellen, die auch einen offenen Diskurs im Internet verteidigt gegen jede Art der Moralisiererei, und wenn sie noch so sehr in menschenfreundlichem Gewand daherkommt.

Was heisst das für die Frage zur KiPo und Pädophilie?: Es steht völlig ausser Frage, dass es verboten sein muss, Kinderpornografie herzustellen und zu vertreiben, ebenso wie jeder sexuelle Übergriff von Erwachsenen auf Kinder geächtet sein muss. Hier geht es unmittelbar um den Schutz von menschlicher Unversehrtheit und nicht um die Einschränkung irgendeiner verlogenen Freiheit.

Wenn ich aber von „kindlicher Sexualität“ spreche, dann hat das nicht das Geringste mit Pornografie oder Missbrauch zu tun!! Sexualität und Pornografie sind (glücklicherweise) nicht ein und dasselbe. Deshalb empinde ich deinen Satz als völlig sinnfrei, wonach „nach amerikanischem Vorbild jede Sexualität von Minderjährigen als KiPo interpretiert wird.“  

Und hier stellt sich ebenso die wichtige Frage nach der Aufklärung. Wenn wir mal genau hinsehen, wo denn der grösste Teil der letzten aufgedeckten Missbrauchsfälle stattfand, dann führt uns das unmittelbar dorthin, wo das Thema „kindliche Sexualität“ für Opfer wie Täter ein völliges Tabu ist, ja sogar mit Gewalt unterbunden wird (z.B. Masturbation).

Und auch hier ist es umso tragischer, dass das nur die Thesen von Freud, Reich und co. zutiefst bestätigt. Diesen Forschern ging es nämlich wirklich um einen gesellschaftlichen Fortschritt, und sie waren bereit, dafür viele Anfeindungen und Lasten auf sich zu nehmen und auch Tabus zu brechen.

Wer aber meint, er könne derartige Probleme aus der Welt schaffen, indem er jeden Pädophilen einsperrt oder aufhängt und jeden noch so verdächtigen Anreiz verbietet, der ist in Wahrheit nur zu faul, das Thema wirklich in der Tiefe zu verstehen.
Im Grunde pflanzt man mit dieser Einstellung dennoch, oder erst recht, jene Verhältnisse fort, die immer wieder schon in frühester Kindheit die spätere sexuelle Frustration vorprogrammieren, die sich dann in allen möglichen schädigenden Weisen äussert.

Wir haben hier nur die Möglichkeit, offen zu reden, oder jenen Zulauf zu geben, die das unterbinden wollen. Das Argument, eine sachliche Diskussion über kindliche Sexualäusserungen sei eine „Wixxvorlage“ halte ich deshalb nicht nur für unsinnig, sondern für gefährlich.

Indem ich eine solche Diskussion offen führe, kann ich wertvolle Impulse an die Allgemeinheit geben, die insgesamt den Umgang mit derartigen Problemen sogar erleichtern kann und ein besseres Verständnis für menschliche und gesellschaftliche Schwierigkeiten ermöglicht.

Verbiete ich mir oder einem anderen eine solche Diskussion mit dem obigen Argument, gebe ich all das auf. Und was habe ich dafür gewonnen? Ich habe nicht ein Kind geschützt, nicht einem Pädophilen geholfen, sein Problem besser zu verstehen oder von seiner Neigung abzulassen! Umgekehrt habe ich aber einen Diskurs zerstört, der  einen kleinen Beitrag dazu leistet, das Problem besser zu erkennen, und damit im Gesamtresultat womöglich irgendwann 1000 Kindern und 1000 Pädophilen eine echte Hilfe zu sein.

Du hast geschrieben: „Es geht mit auch darum, in einer tenentiell immer prüder werdenden Gesellschaft, Texte zu erstellen, die auch künftig das Forum nicht gefährden.“

Den Gedanken des offenen, gehaltvollen und verantwortlichen Diskurses  gilt es zu schützen. Dass das heisst, dieses Forum zu schützen macht deshalb Sinn, weil nach meinem Eindruck dieses Forum auf der Seite dieses Gedankens steht. Wem ist geholfen, Tilly, wenn dieses Forum existiert, aber hier keiner mehr offen schreiben kann? In was für einer Welt willst du eigentlich leben?


Tilly, es geht mir deshalb hier um mehr, als mich zu rechtfertigen. Ich hoffe, ich konnte zeigen, dass deine Argumentationsweise sogar sehr gefährlich ist. Ich wäre nun gespannt, was andere im Forum dazu schreiben. Mich selbst hat das jetzt erst mal eine Menge Nerven gekostet.

Grüsse

nachtschatten


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Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 26.11.2011 03:43
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