Dänemark schafft SM als Krankheit ab  hilflos, gefesselt und erregt  Dänemark schafft SM als Krankheit ab
Dänemark schafft als erstes Land per Verbot durch das Gesundheitsministerium vor 29 Jahren die Diagnose F65.5 der ICD-10, also SM als Krankheit, ab.

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Re: „indirekter Fetisch“, Neigung und Sandkasten

geschrieben von nachtschatten  am 16.06.2011 um 18:25:04 - als Antwort auf: Re: „indirekter Fetisch“, Neigung und Sandkasten von anubis
Hallo,

soweit ich das weiss, ist die Psychoanalyse die „jüngere“ Wissenschaft und hat schon zu ihrer Entstehungszeit die Psychiatrie vehement kritisiert und wurde auch von dieser kritisiert. (bis in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts haben die konventionellen Psychologen ja noch mit Wegsperren, Elektroschocks und Psychopillen therapiert) Die Psychologie steht also schon geradezu traditionell im Konflikt mit der Psychoanalyse. Beide Schulen haben sich auch unabhängig voneinender weiterentwickelt und setzen von Grund auf auf völlig verschiedene Modelle und Herangehensweisen.

Was Freud's Haltung zur weiblichen Sexualität angeht, so war er so manchen Machos seiner Zeit sicher weit voraus. „Polymorph pervers“ gebraucht er hier nicht als eine abwertende Bezeichnung, sondern er versucht sich in diesem Abschnitt die leichtere Zugänglichkeit von Frauen zu vielen verschiedenen Sexualpraktiken zu erklären. Was daran kritisiert wird ist, dass es eben gar nicht stimmen muss, dass das bei Frauen so viel anders sei.

Was die frühkindliche Prägung angeht, gibt es da sicher noch andere Perspektiven. Wer sagt, dass es Sexualhormone in hohen Mengen braucht, um eine Libido zu haben? Sexualhormone spielen im wesentlichen eine Rolle bei der genitalen Sexualität und der geschlechtlichen Entwicklung. Das sagt noch gar nichts darüber aus, ob ein Kind nicht ebenso Lust empfinden kann (zum Beispiel beim nuckeln an der Brust) Abgesehen davon ist den meisten heute scheinbar nicht mehr so klar, dass Mädchen natürlicherweise so etwa im Alter von 6 Jahren das Masturbieren anfangen, und auch Jungs in diesem Alter schon einen starken Drang zeigen, an ihrem Geschlecht rumzuspielen. Aber auch die Zeit davor ist beim Kind schon einer lustvollen und suchenden Erforschung des Körpers gewidmet.

Von da an ist der Weg aber noch sehr weit bis zu einer ausgeprägten auf erwachsene Sexualziele ausgerichteten Sexualität (also anderes Geschlecht, kopulieren etc..). Dieser Zeit nimmt sich die Psychoanalyse im Besonderen an, indem sie versucht, den Weg bzw. die Wege oder möglichen Wege, die die Libido in diesen Phasen gehen kann zu rekonstruieren.

Eine wesentliche Rolle spielt dabei nicht die Frage, wieso Lust überhaupt entsteht, sondern vielmehr die Verbote und kulturellen Mechanismen, die der Libido Grenzen aufzeigen. Um diese Verbote zu ertragen, um den gefürchteten Strafen zu entgehen, muss die Psyche des Kindes lernen, mit Frustration umzugehen. Und hier werden nun etliche Mechanismen aufgezeigt, derer die menschliche Psyche sich bedienen kann, um Negatives (also Unlust) in Lust zu verwandeln, oder Ängste zu verdrängen, Ersatzwege für die Lust zu finden, Strafen zu verarbeiten etc..

Ich könnte jetzt noch weiter ausholen, z.B. damit, welche Entwicklungsphasen der kindlichen Sexualität (in Hinblick auf Sexualziel und Sexualobjekt) die Psychoanalyse vorschlägt, und wie es passieren kann, dass man auch als Erwachsener immer wieder auf die - nur beispielsweise - „sadistisch-anale“ Phase in starkem Maße zurückgreift; welche Rolle dabei Erziehung, Vater, Mutter und Geschwister spielen können usw....und warum wir uns an den Großteil dieser so wichtigen Aspekte erst mal gar nicht mehr erinnern, während wir glauben, unsere Kindheit in Unschuld und Träumerei verbracht zu haben.

Aber ich bin eben KEIN Experte! Ich habe mich damit nur beschäftigt, weil es mich interessiert hat.  Mir hat es sehr viele aufschlussreiche Einblicke in mich gewährt. Und dass ich das hier vorgeschlagen habe heisst nur, dass ich diese Möglichkeit mit anderen teilen will, zumindest die Empfehlung machen will.
Ich will mitnichten irgendeine Idee hier als unumstürzbar hinstellen oder propagieren. Aber ich denke auch, dass es Manchem gut tun würde, sich damit zu beschäftigen – nicht zuletzt, weil ich wenige Wissenschaften kenne, die Kinder so ernst nehmen und der Kindheit einen so wichtigen Platz einräumen! Vielleicht also auch gar nicht verkehrt für die vielen Eltern, die sich hier tummeln.

Und ich finde es eben spannender als Tabletten schlucken, wenn was nicht stimmt (ursprünglich beschäftigte sich die Psychoanalyse ja mit Neurosen und Hysterien) aber das kann sich ja jeder selbst aussuchen.
Die Kinder, die dann meistens nur irgendwas leisten müssen und zu funktionieren haben leider nicht.
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Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 16.06.2011 18:25
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