Dänemark schafft SM als Krankheit ab  hilflos, gefesselt und erregt  Dänemark schafft SM als Krankheit ab
Dänemark schafft als erstes Land per Verbot durch das Gesundheitsministerium vor 29 Jahren die Diagnose F65.5 der ICD-10, also SM als Krankheit, ab.

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Re: „indirekter Fetisch“, Neigung und Sandkasten

geschrieben von nachtschatten  am 20.06.2011 um 15:49:45 - als Antwort auf: Re: „indirekter Fetisch“, Neigung und Sandkasten von anubis
Hallo,

also gut, ich halte mich so kurz wie es mir möglich erscheint. Versprochen: ;-)

„Einspruch. Wir wissen nichts über pränatale sexuelle Erregung. Die entsprechenden Untersuchungsmethoden würden vermutlich an der Ethikkommnission scheitern. „

O.K. diesen Einspruch lasse ich in vollem Umfang gelten.

„Frage: gibt es eine nichtsexuelle Erregung beim Fesseln?
Rein physikalisch ist Fesseln u.U. eine Form der Entropieverminderung, also die Erreichung eines Zustandes höherer Ordnung ( ist hoffentlich einleuchtend, rein geometrisch betrachtet ;-). „

Ist einleuchtend – zumindest, was du damit sagen willst. Nun, ...wow, das wäre schon ziemlich abgefahren philosophisch. Dazu müssten wir allerdings noch den Schritt schaffen, sexuelle Erregung/Fesseln mit einer Gegenbewegung gegen die angebliche Tendenz zur Entropie des Universums in Verbindung zu bringen. (Die Tendenz der biologisch organisierten Materie hin zur Organisation ist ja spannenderweise irgendwie tatsächlich eine Gegenbewegung zur unbelebten Materie des Kosmos) Naja, ich wage den Versuch nicht – damit hast du angefangen ;-)

„Gedankensprung... 100 ?? Jahre zurück. Baby auf Ammenarm. Baby gewickelt mit Tüchern oder Bandagen, komplett verschnürt bsi auf den Kopf. Mummification, Fesselung pur.
Gesellschaftlicher Kontext: Muss so sein zum Wohle des Babys. Weils sonst tropft? Oder damit es besser in seine spätere gesellschaftliche Rolle flutscht?“

Ja klar! Und was daran widerspricht nun meiner Darstellung, dass man diese Erlebnisse aus der Kindheit mitnimmt und sie in manchen Fällen zu „Fetischen“ / „Perversionen“ werden?


„Zur Ethologie kann ich mich jetzt nicht äußern. Nur soviel: Ich glaube, dass wir die Möglichkeiten und Fähigkeiten intelligenter Tiere, was kulturell emphatische Äußerungen angeht, unterschätzen. Ebenso die Möglichkeit, dass manche Arten evtl. einen evolutionären Sprung mindestens auf Individuenebene durchlaufen, dessen Ausprägung, was moralisches Verhalten angeht, uns Menschen beschämen könnte und sollte.“

Nun irgendwo hängt das ja alles zusammen. (Wir stammen von Tieren ab) Ich bin allerdings der Meinung, um sich „moralisch“ verhalten zu können, braucht es ein ideelles Fundament. Dieses ideelle Fundament bedarf eines Trägers und der ist die menschliche Sprache. Eine Sprache, die über das reine Prinzip des Austauschs von Signalen hinausgeht, indem sie auch imstande ist, Bedeutungen zu akkumulieren und somit sinnbesetzte Wörter und Gedankengebäude zu erschaffen. Erst aus diesen entsteht dann soetwas wie „Moral“.
Da das Tier eine solche Reflektionsebene alleine mit seiner Lautsprache gar nicht schaffen kann, kann man ihm gar kein „richtiges“ oder „falsches“ Verhalten zuordnen. Was man kann ist, ihm ein „natürliches“ Verhalten zuzugestehen, das ihm in gewisser Weise eine Art von „Unschuld“ beschert, die dem Menschen gar nicht mehr inne wohnen kann. (Zumindest dürfte er ausserstande sein, sich dieses Urteil selbst zu geben)

„Nun einen Rösselsprung zum Fesseln: Du warfst auf, das gemeinhin die Lust am Fesseln kein gesellschaftliches "Normverhalten" darstellt.
Andersrum gefragt: Was hindert die Gesellschaft daran? Sind nicht angebliche?? slawische? Hochzeitsriten wie "die entführte Braut" usw, ein Beweis des Gegenteils?“

Dein Beispiel betrifft einen Kulturkreis. Ich habe nur festgestellt, dass ein nur aus „natürlichen Veranlagungen“ bedingtes Verhalten zwangsläufig jede Kultur betreffen müsste. (Beispiel: in allen Kulturen der Menschheit nuckeln alle Babys an der Brust, sobald denn eine da ist)

„Weiter: Homophobie in der menschlichen Gesellschaft ist bekannt. Ist sie es auch unter Tieren? Unter dem Gesichtspunkt, dass Transsexualität in manchen primitiven ??? Gesellschaften nicht als Perversität, sondern eher als Gottesbeweis angesehen wird“

Ich verstehe nicht genau, worauf du hier hinaus willst. Als göttlich galt vielen Kulturen Hermaphrodismus. Aber auch Transsexualität war durchaus in Priesterkreisen und höchsten Gesellschaftsklassen in manchen Kulturen des Altertums hoch angesehen.

Im Grunde ist ja sogar der Begriff „Fetisch“ der Völkerkunde entlehnt, wo er ein Objekt oder einen Gegenstand der Anbetung bezeichnet, dem meist der gesamte Stamm höchste Bedeutung beimisst und dem eine völlig irrationale Kraft zugeschrieben wird.

Dieser Fetisch kann aber bei den verschiedensten Stämmen verschiedenste Formen annehmen. Meist macht das Ganze dabei rein rational gesehen überhaupt keinen Sinn. So wenig, dass die sogenannten Primitiven oft erst einmal für völlig abergläubisch und „verrückt“ gehalten wurden.

Ebenso gibt es eben Kulturen, die regelrecht homophob sind, in anderen herrscht diesbezüglich ein völlig freier Umgang. In einer zunehmend individualisierten Gesellschaft werden solche Wege dann wohl auch eher von Individuum zu Individuum gegangen – aber offenbar ebensowenig ganz aus „freiem Willen“.


Deshalb habe ich ja gemeint: ...die spannende Frage ist doch, warum eine Kultur das will und auch tut, und es eine andere ablehnt, und was es damit auf sich hat? Man könnte dann noch dazufügen: Warum ein Individuum das um jeden Preis will, ein anderes es vehement ablehnt.

Ich möchte noch einmal auf diese extreme Polarität bei vielen „Perversionen“ hinweisen: die einen laufen dem nach, als wäre es etwas beinahe göttliches, ein Lebenselexier – die anderen empfinden für eben das Gleiche ein tiefe Abscheu und einen Schrecken. Ich denke, dass das der entscheidende Aspekt ist, der uns aufzeigen sollte, dass hier noch ein rein psychischer Mechanismus dazugehört, um das alles zu begründen.

Dass alles seinen Anfang findet in den Vorlagen, die die Natur gibt, streite ich ja keineswegs ab. Und auch der Psychoanalyse geht es ja nur darum, aufzuzeigen, dass die zwangsläufigen Erfahrungen der Kindheit im späteren Leben bei scheinbar unbegründeten Äusserungen, Handlungen und Fetischen eine doch beträchtliche Rolle spielen. Ganz, wie du es darstellst: Das Kind, das von der Amme eingewickelt ist, empfindet ein Wohlgefühl, ja ein Lustgefühl, an das es sich später erinnert. Doch geht das Ganze ja gar nicht immer so positiv besetzte und nachvollziehbare Wege.

Was ist mit dem Kind, das geschlagen wird, und eine bittere Kindheit dabei erlebt – und doch sucht später der Erwachsene genau dieses Erlebnis immer wieder, zieht Lust daraus?
Welchen biologischen Sinn sollte es machen, dass jemand ausgerechnet beim Anblick von rosanen Seidenschals in höchste Erregung versetzt wird, der zugleich unfähig ist, jemals mit einer Frau zu verkehren?

Ich lass das jetzt einfach mal so stehen. Ich habe ja auch gar nicht dass Gefühl, dass du mir hier um jeden Preis meine Sichtweise abargumentieren willst. Ich hoffe lediglich, dass ich mich noch ein wenig verständlicher machen konnte.

Das mit dem Verschnüren des Flurs finde ich übrigens witzig. Was verschnürst du heute so...?? ;-)

LG

nachtschatten
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Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 20.06.2011 15:49
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