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Re: "Die richtige Sub" ...von nachschatten

geschrieben von nachtschatten  am 27.11.2011 um 13:43:40 - als Antwort auf: Re: "Die richtige Sub" ...von nachschatten von Liara88
Hallo Liara,

der vorherige Gesprächsfaden wurde von der Admin abgeschlossen. Ich glaube, das war ein Missverständnis, weil ich einen Beitrag ausgelagert hatte, aber eigentlich aus einem anderen Topic. Egal, wir können ja hier weitermachen.


Ich glaube auch bei Homosexualität nicht, dass sie eine rein genetische Ursache hat. Aber ich bin jetzt erst mal vorsichtig, dieses Thema ausführlicher zu behandeln, da ich ein wenig verunsichert bin. Warum kannst du in meinem Beitrag nachlesen.

http://www.hilflos-gefesselt-erregt.de/showentry.php?sNo=56575


Dass BDSM bei Traumabetroffenen häufig vorkommt könnte ich mir gut vorstellen. Leider habe ich keine Ahnung, wo man hierzu Studien finden könnte, oder ob es die überhaupt gibt. Zudem ist das Ganze natürlich erschwert durch eine ziemliche Abwehrhaltung dagegen.
Die Psychologen, die solche Zusammenhänge erkennen, stellen SM dann immer gleich als etwas minderwertiges dar, so als ob es das sei, weil es ja nur eine Reaktion der Psyche auf etwas Schlimmes ist. Das führt dann wiederum erst recht dazu, dass sich die SMler extrem abgenzen von jeder Vorstellung, die ihre Leidenschaften auch in Zusammenhang mit negativen Erfahrungen bringen könnten. Es findet hier kein Diskurs statt, der sowohl die Erkenntnis als auch den Spassfaktor unangetastet lassen würde. Schade.


Trotz all der kritischen Auseinandersetzung, die ich seit einigen Jahren dabei persönlich betreibe (Ich bin da kein Experte und habe sonst nichts mit dem Thema zu tun), gibt es bei mir auch die Vorstellung, dass Fesseln zu einem gewissen Teil auch einfach erregend ist, weil Sexualität halt immer auch aktive und passive Anteile hat, die in einer guten Fesselsession schlichtweg auf erregende Weise verstärkt werden können.

Ich denke, hier gibt es einfach eine ganze Menge verschiedene Zugänge, die Menschen zu dieser Leidenschaft haben.

Interessant finde ich deine Feststellung, dass ja auch der Film Secretary mit einer nahezu vollkommenen Identifikation mit der Sub-Rolle endet. Leider kenne ich zu wenige Filme zu dem Thema, um da allgemeine Rückschlüsse auf eine gesellschaftliche Tendenz, die von den Medien/vom Kino aufgegriffen wird festzustellen. Ich überlege gerade wie der Film „24/7 Passion for life“ (oder so ähnlich der Titel) ausgeht. Ich glaube, mich zu erinnern, dass das hier nicht mit einer Identifikation der Hauptfigur endet. Soweit ich mich erinnere war da eher die subtile Aussage: das ganze Leben ist halt irgendwie 24/7.

Was ich bei Secretary meinte war, dass ja hier sogar der familiäre Hintergrund der submissiven Protagonistin angeschnitten wird, und der Film sich damit schon irgendwie ganz nebenbei bei der Frage von Ursprüngen einer Neigung positioniert.

Die Kitik, dass hier SVV und SM zusammengebracht werden, kann ich einerseits nachvollziehen. Andererseits rührt das ja dann auch wieder aus einem Schubladendenken der SM-Szene her, nach dem Prinzip: Wenn man einen SMler darstellt, stellt man alle SMler dar.

Es ist hier aus meiner Sicht das Bedürfnis versteckt, dass man sich über seine Sexualität mit anderen als eine Gruppe identifiziert. Hier wird natürlich irgendwie Gleichmacherei betrieben nach dem Motto: „Wenn ich eine „Sub“ bin und du eine „Sub“ bist, dann müssen wir das auch mit demselben Hintergrund sein. Wenn du nebenbei auch „Selbstverletzerin“ bist, dann musst du das bitte abgrenzen, und dich nebenbei noch mit den Selbstverletzern gruppieren, aber komm bloß nicht auf die Idee, irgenwem zu erzählen, dass das SM sei, denn das stört meine SM-Identität.“

Irgendwie schon ein ganz schön kategorisierndes Denken, finde ich. Der Mensch als ganze Person mit seiner Geschichte, seinen Hoffnungen, seinen Problemen, wird völlig zurechtgestutzt, um dann in irgendeine Kategorie sexueller Neigung zu passen, für die er dann als Beispiel herhalten soll.

Aber das mag tatsächlich das sein, was du die Bevorzugung von Mustern zur Identitätsfindung nennst. Gerade in einer Gesellschaft, in der jede gesellschaftsbezogene Identität zunehmend zugunsten der totalen Individualisierung zerfließt, muss eben nun die sexuelle Neigung zur Identitätsfindung herhalten. Warum gerade die? Weil in unserer Kultur das höchste Dogma ist: „lebe dich selbst!“ Und Sexualität wird dann eben auf der Suche nach diesem „selbst“ als das intimste und persönlichste erkannt, das man ausdrücken kann.


Ich finde auch, dass Freud eine Menge Verwirrung stiftet. Das liegt auch daran, dass er einfach der Begründer einer völlig neuen Wissenschaft war und somit ganz am Anfang stand. Die Mathematik, die Physik, die Geschichte, all diese Fächer sind relativ alt und haben aber auch einen endlosen Müllhaufen an revidierten Einsichten zurückgelassen. Eigentlich passiert das bei dem schnellen Fortschreiten des Datensammelns schon beinahe jeden Tag.

Ich denke, man sollte aufhören, wenn man ein wissenschaftliches Buch liest, das immer lesen zu wollen wie eine Bibel, in der nur Wahrheiten stehen. Kein großer Denker der Menscheitsgeschichte hat so ein Buch hinterlassen. Woraus man lernen kann, ist die Herangehensweise an ein Problem, die Inspiration, die man bekommt von neuen Sichtweisen, die Offenheit, die es braucht, um etwas zu erkennen. Das, was an Wahrheit dann zwischen den Zeilen durchschimmert und auch Bestand hat, sind nicht ein paar unumstössliche Lehrsätze.

Grüsse

nachtschatten


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Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 27.11.2011 13:43
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