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Neigung und Gewissen

geschrieben von nachtschatten  am 01.04.2009 um 20:14:39
Nachdem ich hier schon sehr viele interessante, inspirierende oder anregende Einträge gelesen habe, möchte ich mich einmal einer eher reflektierenden Seite widmen.

Ich schreibe zwar in diesem Forum (wahrscheinlich überhaupt zu diesem Thema) das erste mal. Aber ich lasse meine Geschichte besser weg. Wahrscheinlich würde ich alle nur langweilen, weil das auf diese oder jene Weise nämlich sicher der Großteil hier so ähnlich erlebt hat. (Schon als Kind Kribbeln bei einschlägigen Filmszenen, erste Selbstversuche, Krise, merken dass man ja nicht alleine ist, Jahrelang -danke, danke, danke- still und heimlich durch die mutige Offenheit anderer lernen etc...)
Wichtig ist wohl zu sagen, dass ich das große Glück hatte, eine tolle, selbstbewusste Partnerin zu finden, die immer wieder Genuss daran findet, sich mir in einvernehmlichen Spiel hinzugeben, mit mir zu lernen und kleine Fehlschläge oder schwierigere Zeiten durchzustehen.

Ich habe also allen Grund, in dieser Hinsicht glücklich zu sein.

Seit einigen Jahren spielt natürlich das Internet eine wichtige Rolle in der Auseinandersetzung mit dem Thema BDSM. Zum lernen von Techniken, erkennen von Risiken, Verstehen von gesellschaftlichen Debatten und selbverständlich auch zum Anregen und Träumen. Die Neugierde hat mich allzu oft auch in sehr grenzwertige Gefilde getrieben. Ich bin sicher, jeder kennt den  kleinen Konflikt zwischen Konsens in der Realität und Inhalt der Phantasie. Wer sich offen mit sich selbst auseinandergesetzt hat, weiss sehr gut, als Individuum oder als Paar damit umzugehen. Es gibt Bilder, die man anregend findet und doch weiss man, dass es einfach bei einer Phantasie bleibt.

Es gibt tolle Sessions mit Bondage-Models, die nicht nur mich, sondern auch meine Parnterin gelegentlich inspiriert haben. Und es gibt viele, viele Menschen, die zu diesem Thema ihre Erfahrungen austauschen.
Das ist das schöne an der offenen Auseinandersetzung, die mittlerweile (z.B. in diesem Forum) existiert: man weiss, dass man kein Unmensch oder gefährlicher Krimineller ist, weil man diese kleinen Neigungen hat, sondern man kann sie ausleben und meiner Meinung nach auch sehr glücklich damit sein.

Aber irgendwie bin ich in letzter Zeit immer wieder auf Debatten gestoßen, die dieses Bild relativieren.
Es wird z.B. darüber Diskutiert, inwiefern nicht jede Art von Darstellung der weiblichen Erniedrigung (die männliche scheint hier egal zu sein) eine Art Angriff auf die Würde der Frau ist; (vgl. z.B. die Kampagne PorNo) inwiefern solche Bilder etc. zu sexueller Gewalt verleiten usw.
Irgendwie bin ich für diese Sichtweise trotz all meiner Erfahrungen offen, aber plötzlich war dadurch auch all die Freude hinweg.
Die Kultur hat die Frau dorthin gedrängt, diese Rolle zu genießen(?) Bdsm ist Gewaltporografie(?) Eine machtgeile patriarchale Kultur will nichts als die Frau als unterwürfiges Wesen(?)
Auf einmal sehe ich mich wieder als den kleinen perversen Sadisten, der Frauen keine Würde zugesteht und am liebsten die Mädels in der naiven Opferrolle sieht; der starke Frauen nicht ertragen kann und seine Sexualität mit Gewalt koppelt, weil er unerfüllt ist. In der nächsten Szene sehe ich schon die Kriminalbeamten meine Wohnung durchforsten um mich meiner peinlichen Gelüste zu überführen (o.k. - das ist paranoid)...

Ich hoffe- nein ich weiss, dass das so manchen, der das liest, die selben Argumente wie mir in den Kopf schiessen lässt. Ich will sie gerne auch diskutieren. Aber um zu vermeiden, dass ich hier langweile, schiebe ich das lieber erst mal auf.
Nur so viel: Mir ist es verdammt wichtig, dass meine Partnerin ein selbstbewusster und eigenständig handelnder Mensch ist.
Genauso, wie ich die Debatte um ein „Schwulengen“ für bekloppt halte, glaube ich auch nicht an eine angeborene Neigung zum Sadisten. Ich bin eher Anhänger einer psychoanalytischen Herangehensweise. Das heisst aber für mich noch lange nicht, dass es hier darum geht, dass man irgendetwas heilen muss. Es gibt so viele scheinbar „sinnlose“ Genüsse. Der Mensch/ die Menschen entscheiden, wie sie sich ihren Kick holen. Um das zu lernen, bleibt ihnen aber nur, sich selbst zu verstehen und zu akzeptieren.
Die Bdsm-Szene scheint mir mit dem Begriff des „Konsens“ einen wichtigen Eckpfeiler gesetzt zu haben.
Trotzdem habe ich den Eindruck, dass hier irgendwie noch immer einige Dinge von der Öffentlichkeit verwischt werden, oder nich verstanden werden. Und irgendwie ist mir klar, dass ein Bild, das ein Smler irgendwie nett findet, einen anderen furchtbar schockieren kann.
Ich bin ein Mensch, dem die Achtung der Mitmenschen genauso wie die möglichst freie Entfaltung des „Lebendigen“ unglaublich wichtig ist und mir ist leider klar geworden, dass ich verdammt mißverstanden werden kann. Ich habe irgendwie ein komisches Gefühl!

Seit Jahren fand ich es doof, dass sich Leute wegen ihrer sexuellen Neigung zu seltsamen Subkulturen zusammenschließen. Jetzt begreife ich irgendwie, warum das vielen so wichtig ist. Und darum schreibe ich jetzt in dieses Forum.

Welche Erfahrungen gibt es hier zu diesem Thema? Wie geht ihr damit um? Was sagen die Frauen dazu?

Da das hier ja ein Forum ist, lasse ich diesen Text jetzt mal so stehen, denn Unvollständigkeiten oder Missverständnisse kann man ja im weitern klären (Ist sowieso schon viel zu lang :-))

Ich würde mich über ein paar weiterführende Gedanken freuen. Falls ich mit dem Thema total daneben liege und nur nerve, dann bitte ich um Entschuldigung.

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Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 02.04.2009 06:40
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