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Re: Wie kann ich ihn Verwöhnen?

geschrieben von nachtschatten  am 09.02.2010 um 17:01:39 - als Antwort auf: Re: Wie kann ich ihn Verwöhnen? von HS
Hallo,

ich möchte noch einmal den Versuch machen, ein paar Überlegungen zu deinen Gedanken zu schreiben.


Zuerst einmal zu eurer Beziehung. (Alles nur meine Einschätzungen oder Erfahrungen! Ich kenne euch kaum und kann anhand zweier kleiner Forumeinträge natürlich hauptsächlich spekulieren!)

Hier gibt es sozusagen zwei Wege, die auf dich zukommen können:

1.

Wenn du selbst immer noch unsicher bist, ob er alles nur dir zuliebe tut, besteht sicherlich die Möglichkeit, dass du damit recht hast. Das wird dann mit der Zeit, wie du selbst bemerkst, ganz bestimmt ziemlich schwierig. Für dich und für euch. Ich will später noch ausführlicher auf deine Neigung zurückkommen. Aber soviel schon an dieser Stelle: Ob du deine Leidenschaften lieben lernen kannst, hängt gewiss in sehr hohem Maße davon ab, ob du sie mit jemandem glücklich ausleben/teilen kannst...

2.

Nun beschreibst du aber auch, dass sich dein Partner zumindest seit einiger Zeit darauf einlässt. Je länger das schon so geht, umso weniger(!) würde ich annehmen, dass ihn das alles einfach nur total abtörnt. Dass er sich prinzipiell darauf einlässt und vor allem, dass die Karten bereits offen liegen ist  eigentlich schon ein toller Schritt.

Du beschreibst: „vorsichtige Annäherungen, ab und an fragen und viel Unsicherheit.“ und erwähnst, dass „er eben auch sehr schüchtern ist“ und  „nicht so der offene Redner „.

Unsicherheit und Schüchternheit können selbst für einen leidenschaftlichen Top zum Problem werden. Selbst wenn man in seinen geheimen Träumen eine Frau völlig ausgeliefert zu seinen Füssen liegen hat, heisst das noch lange nicht, dass man vor einer Frau, die man wirklich liebt nicht plötzlich furchtbar panisch wird, obwohl man doch sagen sollte, wo es nun lang geht.

Man will eben nichts falsch machen, den anderen nicht versehentlich doch verletzen oder fühlt sich plötzlich ziemlich dämlich, wenn man sich vorsichtig traut, etwas zu befehlen und plötzlich voll daneben liegt.

Ich weiss nicht, ob es irgendwo BDSMer gibt, die von Anfang an in ihre Beziehung marschiert sind und voller Stolz mit der Peitsche geknallt haben und sich dachten: „Baby, ich weiss was du brauchst“. Ich glaube aber, in so einem Fall hat man eher einen Macho abbekommen, statt einem sensiblen Top, der mit den Jahren schon lernen wird, wie er einen wirklich erfüllen kann.

Vor allem, wenn man jemand ist, der auch Wert auf seine/eine Beziehung legt, die mit den Jahren wächst, bin ich immer wieder der Meinung: REDEN, REDEN, REDEN. Und was dann bestimmte Neigungen angeht kommt bestimmt auch noch ein extra grosses „GEDULD“ oben drauf.

Ich erfahre, dass man in einer so gewachsenen Beziehung durchaus zu seinen geheimen Sehnsüchten finden kann und sie ausleben kann. Und es wird mit den Jahren immer besser ;-)

Dazu gehört aber viel Arbeit. Das Gespräch, das du suchen willst, ist bestimmt der erste und wichtigste Schritt. Und dieser wird auch immer wieder mal nötig sein!
Ein paar Ratschläge für solche Gespräche:



-Setze ihn nicht unter Druck.

-Erwarte von ihm nicht, dass er stärker und sicherer sein soll, als er es eben gerade ist.

-Schaffe bei ihm das Vertrauen, dass er für seine Rolle braucht. Oft reicht es nicht, nur einmal zu sagen „alles kannst du machen“. Erzähle ihm stattdessen immer wieder, was in deinen Fantasien so passieren darf und soll. Es kann vor allem am Anfang wirklich in Stress ausarten, wenn man sich als Top ständig etwas einfallen lassen muss und Gefahr läuft, dass es nicht ganz richtig war. Lust hat dann kaum noch Platz.

-Macht kleine Schritte. Lass dich erst mal fesseln und sage ihm dann genau, was er jetzt machen soll oder lass ihn fragen, wenn er unsicher ist. Genieße es erst mal auf diese Weise. Mit der Zeit wird er lernen, sich von selbst zu trauen, hat dann aber genug Sicherheit, um es auch selbst zu genießen. Ich weiss, das klingt dann, als wäre das alles nur noch ein abgesprochenes Spiel. Aber im Spiel lernt man für den Ernstfall :-)

-Frage auch du ihn immer wieder, was ihn verunsichert, ängstigt, weniger anmacht.

-Frage, was er sich nicht trauen würde, von dir zu verlangen, oder was er glaubt, was du niemals für ihn tun würdest...

-Fordere ihn eventuell auf, dir einen Fragebogen zu schreiben, den du dann ausfüllen musst.

-Erzählt euch Fantasien, die auszuleben für euch tabu sind.

-Frage ihn doch mal, ob er sich vorstellen könnte, selbst gefesselt zu werden. Damit lernst du seine Grenzen kennen, statt nur deine.

- Lass dich nicht davon verunsichern, dass die Initiative bei dir bleibt! Manchen Menschen fällt das reden einfach schwerer als anderen. Einen gewissen Anspruch auf Austausch solltest du aber ganz klar stellen! Er kann das auch lernen.

-Und dann wieder Geduld, Geduld, Geduld


Du siehst, ich habe mir für diesen zweiten Weg viel mehr Platz gelassen, denn ich wünsche euch, dass ihr es auf diesem Weg gemeinsam schafft, euer Glück zu finden.



Was deine Neigung angeht:

Es gibt sicher wenig im Leben, was man sich einfach „freiwillig“ ausgesucht hat. Dass das mit der Kindheit in ganz großem Maße zu tun hat, wissen wir spätestens seit Freud. Andererseits gibt es bestimmt auch eine ganze Menge Psychologen, die den Anspruch hätten, dir das wegzutherapieren. Lass die Finger davon!

Woran du leidest ist, dass du deine Neigung noch nicht voll und ganz ausleben kannst; keine Anerkennung dafür findest. Hättest du diese Neigung nicht mehr, würdest du aber bestimmt daran leiden, dass es nichts auf der Welt für dich gebe, das dir so viel Lust und Glück bescheren kann, wie es der Fall ist, wenn du ihren Rufen folgst.

Wichtig ist, dass du einmal ganz nüchtern abklärst, ob du dir irgendwie selbst gefährlich wirst wegen deiner Vorlieben, z.B. indem du dazu neigst, dich extrem zu verletzen. Ebenso wichtig ist, dass du aufpasst, dass du an die richtigen Partner gerätst, denen du vertrauen kannst und die deine devoten Wünsche nicht selbstsüchtig ausnutzen. Wenn ihr dann beim Fesseln etc.. noch ein paar ganz grundlegende Sicherheitsregeln beachtet, sehe ich keinen Grund, dass du dir Sorgen machen müsstest.

Früher oder später sollte bei euch klar werden, ob dein Freund das alles auch als Geschenk sehen kann. Wenn er es stets nur tut, um dir gerecht zu werden, wird es für dich schwer werden. Und es wäre schade um ein so schönes Geschenk.
In diesem Fall wirst du gewiss in einen Konflikt zwischen deiner Liebe und deinem „Fetisch“ geraten. Hier können dir andere im Forum bestimmt besseren Rat geben.

Zuletzt solltest du auch nicht vergessen, dass Scham immer etwas mit der Gesellschaft in der man aufwächst und lebt zu tun hat. Du schreibst hier über etwas, was du vielleicht auch in deinem Bekanntenkreis nicht jedem erzählen könntest, ohne dafür angegriffen oder verachtet zu werden. Mit diesem Urteil muss man lernen zu leben. Ob man es deshalb gelten lassen will ist aber eine andere Geschichte.
Ich selbst schäme mich vor vielen Leuten für meine Fantasien und versuche auch weitmöglichst zu vermeiden, mich zu outen. Aber vor mir schäme ich mich nicht mehr. Und das ist der Unterschied, weil ich durch das Annehmen meiner Fantasien auch etwas unersetzbares erleben kann, von dem ich mich manchmal ganz frech frage, wo das Leute eigentlich herkriegen, die keine „bösen Fantasien“ zu haben meinen.

Tut mir sehr leid, dass der Text jetzt so lang wurde. Aber anders kriegte ich es nicht unter.

Wenn du in Bezug auf deine Neigung momentan insgesamt unsicher bist, findest du bestimmt auch das eine oder andere gute Buch zu diesem Thema. Da fragst du am besten nochmal an, wenn Interesse besteht.


Viele Grüsse

nachtschatten


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Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 10.02.2010 06:12
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