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Re: Anfängerfrage - Pornografie

geschrieben von nachtschatten  am 18.05.2012 um 20:42:52 - als Antwort auf: Re: Anfängerfrage von tilly
Hallo,

...also gut. Vielleicht passt das Thema hier besser her, als ich anfangs dachte.

Also ich denke, dass es ja nicht nur darum geht, dass eine Frau in einem Porno auf ihr Geschlechtsteil reduziert wird. Man könnte ja auch ein Spankingvideo als Pornografie bezeichnen. Ohne, dass hier überhaupt ein Geschlechtsteil gezeigt werden muss, würde, genau genommen, die Frau auf ein Erfüllungsobjekt reduziert werden. Ihre Demütigung als Objekt wird dabei nur offensichtlicher zur Schau gestellt.

Ich denke, das ist das generelle Problem. Und zwar nicht nur in der Pornografie. Ich denke, dass in der männlichen Sexualität generell eine abwehrende Haltung gegenüber dem Weiblichen weit verbreitet ist. Es geht oft darum, die Frau zu beherrschen, zu bezwingen, zu besiegen, zu erniedrigen. (Möglicherweise werden damit Verletzungen von Frauen, Versagensängste oder tief sitzende Ängste vor dem weiblichen an sich unbewusst abgewehrt)

Auch in Vanilla-Pornografie sehe ich das als ein Hauptthema. Nur dass Vanilla-Porno-Konsumenten sich das meist viel weniger eingestehen, als BDSM-Porno-Konsumenten. Warum ist es wohl in der GV-Pornografie so wichtig, dass die Frau einen Orgasmus vortäuscht oder hat, und dass sie rumstöhnt, als ob sie das alles total anmacht? Doch nicht, weil der Mann das Gefühl haben will, dass es der Frau auch gefällt. Es geht - so interpretiere ich das - darum, dass Mann die Sexualität der Frau, also auch ihren Orgasmus "beherrschen" will. Er will das Gefühl, dass sie gar nicht anders kann, als scharf zu sein vor ihm, was einem Gefühl von Macht über ihren Orgasmus gleichkommt.

Also ich denke, dass Pornografie vor allem deshalb so gut funktioniert, weil sie den Männern diese Seite ihrer Sexualität so leicht zugänglich macht. Und ich behaupte, dass das für Stino-Pornos mindestens genauso gilt, wie für SM-Pornos.

Ich weiss aber nicht, ob das allein schon die Problematik ist. Ich selbst kann eben gut unterscheiden. Ich habe Pornografie auch erst für mich entdeckt, nachdem ich mit meiner Freundin zusammen kam.

Ich geniesse es, mir manchmal in BDSM-Pornografie (allerdings hauptsächlich Bilder) jene Allmachtsfantasien zu erfüllen. Nun, wäre es nicht albern, in einem Bondage-Forum zu posten, wenn ich mir diese Fantasien nicht eingestehen würde?

Wichtig ist mir, dass ich mit den Jahren sogar noch mehr gelernt habe, wie sehr sich das alles von der Sexualität und dem SM mit meiner Partnerin unterscheidet und unterscheiden muss. Es ist uns sogar gelungen, eine sehr sinnliche und verliebte Seite mit eher heftigen Bondage-Spielen zu kombinieren, und ungeahnte Erfahrungen dabei zu machen, bei denen wir uns sehr nah sind. Dazu gehört aber auch sehr viel Auseinandersetzung mit sich und der Partnerschaft und sehr viel Respekt.

Ich würde am momentanen Punkt mal behaupten, dass man mit Pornografie, wie mit vielen Dingen umgehen lernen muss. Hier sehe ich eben die Gefahr, die ich bereits erwähnte: eine Bestätigung weiblichkeitsabwehrender Tendenzen durch unbedachten Pornografiekonsum. Wobei noch die Frage im Raum steht, wie z.B. Frauen mit ihrem Rollenselbstverständnis auf die Bilder der Porno-Welt reagieren.

Auf alle Fälle ahne ich eine Tendenz, auf die ich in SM-Foren gerne immer wieder hinweise. Die neue Offenheit mit dem Thema BDSM schafft auch ein sehr gefälliges Bild dieses Themas, dessen sich immer mehr Menschen unbedacht bedienen.

Aus meiner Sicht sind Bondage und Sadomasochismus immer noch sehr komplexe Spielformen, die alles andere bedeuten, als "sich endlich mal ungehemmt ausleben". Von den meisten Menschen der BDSM-Welt, von denen ich einen tiefergehenden Einblick gewinnen konnte, habe ich den Eindruck, dass ihre Sexualität eine sehr fein ausgesteuerte Gratwanderung ist - eine Kunst, die man über Jahre entdecken und erlernen muss.

BDSM-Pornografie schafft dagegen allzuschnell den Eindruck, als ob man seine Partnerin nur mal eben schnell mit dem teuersten Geschirr irgendwo anschnallen muss und sich dann austoben kann. Am besten wundert man sich dann noch, warum sie nicht so reagiert, wie man das gehört und gesehen hat, und fragt dann in einem Forum nach, was man noch besser machen kann, damit sie den Gefallen daran findet, den man gerne sehen würde...;-)

Mag sein, dass es jemandem komisch vorkommt, dass ich in einem Bondage-Forum dermaßen kritisch über Machtfantasien schreibe. Nun, das möge nicht verwechselt werden. Mir geht es um unterschwellige Allmachtsfantasien und Abwehrverhalten gegen das Weibliche, die ich generell in Pornografie wiedererkenne. Und genauso, wie Porno einfach nichts mit Sex zu tun hat, hat eben auch SM-Porno nichts mit SM zu tun.


Liebe Grüsse


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Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 18.05.2012 20:42
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