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Re: Anfängerfrage - Pornografie

geschrieben von nachtschatten  am 29.05.2012 um 13:25:46 - als Antwort auf: Re: Anfängerfrage - Pornografie von Lauscher
Hallo Lauscher,

deinem Gedanken stimme ich voll und ganz zu. Es geht mir auch nicht darum, Pornografie zu verteufeln oder als Ursache von bestimmten Einstellungen zu sehen.

Wie ich schon erwähnte, habe ich selbst eine riesen Sammlung an Bondage-Bildern, von sehr ästhetischen, bis hin zu sehr "phantastischen". Und ich finde auch manche Filmproduktionen durchaus interessant.

Mir geht es nicht darum, die Tatsache, dass Pornografie eben eine sehr objekthafte Sichtweise auf Menschen mitbringt zu verurteilen. Das spielt finde ich sogar in einer guten Sexualität eine gewisse Rolle, dass selbst die geliebteste Partnerin auch ein wenig das begehrte Objekt ist.

Mir geht es darum, herauszustellen, dass man sich eines Unterschieds bewusst sein sollte - einfach nur bewusst sein. Das Problem sehe ich nämlich darin, dass viele Menschen heute einen leichteren und häufigeren Zugang zu Pornografie haben, als zu realer Sexualität, bei der man das Verhältnis zu dem Menschen, mit dem man es macht einfach nicht leugnen kann - wenn es auch ebenso herablassend sein könnte.

Ich denke nun, dass Pornografie durchaus ein Potential hat, Männer in ihrer Misogynie zu bestätigen und gewisse verachtende und hassgeprägte Einstellungen gegenüber Frauen zu füttern. Ich bin halt einfach kein großer Freund von Typen, die in ihrer "Männerrunde" sitzen und sich damit Brüsten, wie sie es den Frauen "besorgen" etc, und dabei einfach eine tiefe Verachtung für Frauen ausstrahlen. Und ich habe keine Lust, dass solche Typen dann SM-Pornos schauen und denken, SM würde nun bedeuten, Frauen mal so richtig zu zeigen, wie es zu sein hat oder so.

Mir ist klar, dass Menschen, die ernsthaft SM betreiben, so nicht denken. Aber das stellt reine Pornografie nicht dar oder klar. Wer diese Differenzierung nicht selbst macht, kann da durchaus in falsche Sichtweisen und somit auch Verhaltensmuster getrieben werden. Ist zumindest meine Befürchtung. Zumindest mag so mancher Heranwachsender denken, dass es nun "männlich" sei, so mit Frauen umzugehen.

Es ist ja eine Sache, die Fantasie zu haben. Aber man muss sich mal ansehen, welche Fantasien da teilweise dargestellt werden. Nichts davon schwirrt nicht auch in Realo in den Köpfen von Männern überall auf der Welt rum. Es gibt Massenvergewaltigung, es gibt Körperstrafen für Frauen, es gibt Vergewaltigung in Gefängnissen und sexuell motivierte Folter und Erniedrigung. Und es gibt genug Typen, die eine Frau einfach nur benutzen wie ein Ding.

Ich weiss nicht, ob das der "Urtrieb" ist, der einfach nur gefüttert werden will. Ich denke, es fehlt an allen Ecken und Enden der Welt an Zuwendung, Aufmerksamkeit, Körperlichkeit und Nähe. Ich denke, was dann da rauskommt ist eben eine sehr unterschwellig hassgeprägte, machtorientierte und gewinnorientierte Sexlust. Die sehe ich von Pornografie dann durchaus bestätigt. Ich denke aber nicht, dass es hier einfach um DEN "Urtrieb" geht.

Nochmal, um nicht missverstanden zu werden: Ich will nichts schlecht reden oder Pornografie verurteilen. Möglichrweise ist es sogar ein Argument, dass Pornografie gewisse Dinge sogar kanalisieren kann. Aber ich finde, es macht durchaus Sinn, über Pornografie nachzudenken und ihre unterschwelligen Inhalte zu hinterfragen. Ich halte nichts davon, alles mit Angebot und Nachfrage restlos zu erklären. Wir müssen schließlich auch darüber nachdenken und hinterfragen, warum Kinderpornografie so einen grossen Erfolg hat. Ich will das nicht mit Angebot und Nachfrage oder irgendwelchen Urtrieben abtun. (Das soll nicht das bösartige Keule-Beispiel sein, sondern ein ernstgemeintes Argument)

Ich gebe dir aber vollkommen recht dass all diese Problematiken nicht bei der Pornografie beginnen und mit der Pornografie verschwinden würden. Ich versuche nur die vielseitige Rolle der Pornografie dabei zu durchleuchten. Dabei will ich ebenso mit keinem Wort sagen, dass jeder der Pornografie konsumiert ein schlechterer Mensch wäre, oder nun schlechtes Gewissen haben sollte. Es geht eben um viel, viel mehr. Und das zu sehen und zu reflektieren, dazu wollte ich mit meinen Gedanken anregen.

Für jemanden wie dich, der das einfach für selbstverständlich hält, klingt das womöglich dann irgendwie völlig überzogen. Mein Punkt ist aber nicht, dass ich Menschen wie dich kritisieren will, sondern, dass ich denke, dass das alles für viele Menschen gar nicht so selbstverständlich ist, wie für dich, bzw. sie zumindest wenig darüber reflektieren. Ich habe ohnehin das Gefühl, dass sich Menschen, die mit SM, Bondage etc... hantieren, allein schon aus der Thematik heraus eine wesentlich komplexere, reflektiertere und feinfühligere Einstellung zu solchen Problemen haben.

Liebe Grüsse
nachtschatten


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Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 29.05.2012 13:25
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