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Re: "Die richtige Sub" ...zum Beitrag von Seilchen

geschrieben von Liara88  am 23.11.2011 um 19:16:20 - als Antwort auf: Re: "Die richtige Sub" ...zum Beitrag von Seilchen von nachtschatten
Hallo,

ich bin erst heute wieder mal zum schreiben gekommen....

Die Reflexion des eigenen Erlebens, die die eigene Erlebniswelt auf einer höhere Ebene bringt, ist auch ein schwieriger gedanklicher Schritt, der sich außerhalb des Mainstreams nochmals anspruchsvoller ist. Auch bei mir dauerte es ein längere Zeit das Nebeneinander meiner beiden Anteile zu aktzeptieren, wo ich doch gelesen hab, dass sie unvereinbar gegeneinander stehen und viele Texte aus dem BDSM Bereich die vollkommene Identifikation mit der Sub propagierten.

Okay, ich bin nun kein Anhänger dieser Trieblehre. Ich die denke bei der Abstraktion des menschlichen Denkens auf einzelne Triebe geht einiges der vielschichtigen Handelsmotive verloren. Ausbeutung ist sicherlich auch ein Machtspiel, doch würden vielleicht andere Motive darüber stehen. In meinem Beispiel würde ich weniger Anstrengung für den Haushalt und zum Geld verdienen brauchen und das kommt dem ältesten Teil des Gehirns, welches berechnet, wie viel Anstrengung für einen Vorteil aufgebracht werden muss sehr zu gute. Somit ist die sadistische Lust bei der Ausbeutung nur ein daraus folgender sekundärer Gewinn. Und so sehe ich den persöhnlichen oder gruppentechnischen Vorteil immer als primäres Motiv an. Durch die Ausübung von Macht kann man diesen Vorteil leichter erreichen als durch eigene Anstrengung.

Wir Menschen sehen ja auch nicht nur den eigenen, sondern auch den Vorteil einer Gruppe (Familie, Stadt, Land, Ethnie, Welt), da wir ja in einer Gemeinschaft leben. Handelt jeder Mensch egoistisch wird weniger erreicht als in der Kooperation. Nun sollte es aber am Menschen liegen gruppenschädlichen Vorteilsstreben zu verhindern, wobei eine unsichtbare Hand wohl kaum helfen wird. Nun stellt sich ja nicht die Frage, welches Organisationsform der Natur des Menschen entspricht, sondern welche Organisationsform das Überleben und die Entwicklung der Menschen am besten sichert.

Okay, auf der Intensivstation bin ich nicht gelandet, aber es war schon unschön und es war auch keine typische BDSM Beziehung, aber dennoch hab ich mir nicht erlaubt mich klar gegen manches zu wehren, weil es sich ja nicht für eine Sub gehört und ich mich nach ein klein wenig Dominanz lange gesehnt habe. Es gab auch ein großes Kommunikationsdefizit und irgendwie hatte er keine Ahnung was er da eigentlich macht.

Aber wie du schon mit der unsichtbaren Hand im Kapitalismus angedeutet hast, fehlt auch im BDSM häufig die kritische Reflexion. BDSM ja klar warum nicht, aber ich bin gegen die vollständige Identifikation mit der Sexualität.  Zwar sagen ja viele jeder wie er will, nur macht man es sich ein wenig leicht, da es ja eine Idealisierung des echten SM gibt und eine freie Entscheidung in einer Beziehung nicht immer so frei ist, wie man meint. Was häufig übersehen wird, ist das ausbeuterische Person aktiv nach passenden Opfern suchen und selten umgekehrt. Indem man sich der Bedürfnisfindung entzieht und Sub sein undifferenziert verallgemeinert, verliert man die Sicht auf die Individualität der ganzen Beziehung. Was sind die Bedürfnisse der Sub? Wird die Dominanz zum Wohle beider eingesetzt oder aus rein egoistischen Motiven? Letzteres könnte man auch Ausbeutung nennen.

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Meine These, also Vermutung beruht auf der Beobachtung, dass viele BDSMler die ich näher kennengelernt habe, Missbrauch und Misshandlung in der Kindheit erlebt hatten. Natürlich ist das nicht Repräsentativ, sondern einfach nur meine Beobachtung, wobei es natürlich schwer ist hier verlässliche Daten zu bekommen, denn traumatische Erfahrungen werden teilweise geleugnet oder entziehen sich der Erinnerung, gerade wenn sie in frühster Kindheit statt finden.

Hierbei könnte BDSM als Traumafolge verschiedene Ursachen haben und Zwecke erfüllen. Einmal hat man ähnliche Beziehungsmodelle und ähnliche Sexualität in der Kindheit gelernt. Zudem verändern Traumata Gehirnregionen wie die Amydala und den Hippocampus. Somit passt sich das Gehirn an ein Leben mit erhöhter Stressintensität an und es braucht eine höhere Intensität von Reizen zur sexuellen Erregung. Durch BDSM kann man die neuronale Deutung der traumatischen Situation entschärfen. Es härtet ab und somit kann das Trauma besser in die eigene Erfahrungswelt integriert werden. Also kann BDSM durchaus positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben, was natürlich nicht funktioniert, wenn man sich mit der Rolle zu stark identifiziert, sodass es tatsächlich eine Wiederholung eines destruktiven Beziehungsmusters kommt.

Vermultich gibt es aber ein breiteres Spektrum an Ursachen geben. Zum Beispiel neigen Frauen häufiger zur Sub als zu Domrolle. Eine Machtasymmetrie zwischen den Geschlechtern hat natürlich auch kulturelle Erzeugnisse hervorgebracht, die diese Machtasymmetrie spiegelt. Gerade in der Kinderwelt ist dies besonders ausgeprägt (z.B das Frauen als hilflos und vom Mann abhängig dargestellt werden). Nun nimmt der Emanzipation im Laufe des Alters zu, sodass das in der Kindheit gelernte Beziehungsmuster nicht mehr auf die heutigen sozialen Normen zu trifft. Dies könnte die BDSM Neigung begünstigen.

Liara
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Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 23.11.2011 19:16
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