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Re: porn - Oh! (was für Grübler)

geschrieben von Liara  am 21.07.2009 um 15:59:08 - als Antwort auf: porn - Oh! (was für Grübler) von nachtschatten
Hallo,

so ganz allgemein sag ich mal, dass die Verantwortung für das Handeln von der Gesellschaft zum Individuum geht. Das Individuum muss die eigenen Grenzen setzten, anstatt die Gesellschaft.

„Frauen werden schon sehr früh von der Gesellschaft zu submissivem Verhalten erzogen – Männer können mit dem Hang zu Masochismus viel leichter kokettieren – was jemand daheim macht steht jedem frei, aber die Pornografie darf ein solches Sexualverhalten nicht auch noch bewerben und so zu Missverständnissen über die weibliche Sexualität führen.“

Dem ersten Punkt stimme ich zu, nur auf der anderen Seite werden Männer auch schon sehr früh zu dominanten Verhalten erzogen. Die Kindheit, die in meinen Augen geschlechtlich neutral sein sollte, ist imho sehr stark durch Geschlechterregeln geprägt, weil sonst die Differenzierung der Geschlechter bei Kindern sehr schwierig wäre. Kinderbücher sind zB viel stärker an der alten Rollenverteilung orientiert, als Literatur für Erwachsene.
Nur leuchtet mir nicht ein wie die geehrte Frau Schwarzer Aussagen über die generelle weibliche Sexualität machen kann. Auf der anderen Seite befürwortete sie zB das Experiment mit David Reimer von John Money, was in meinen Augen viel grausamer war, als jeder Insex Film. So nun zu den einzelnen Argumenten...

„Pornografie mit SM Inhalten kann von jedem konsumiert werden. Aus reiner Neugier dazu greifend, wird dem Konsumenten möglicherweise ein völlig falsches Bild von z.B. der weiblichen Sexualität vermittelt. Ein junger Mensch denkt möglicherweise, es sei normal, dass eine Frau geschlagen werden möchte.“

Da hilft vielleicht viel eher Aufklärung anstatt Verbote. Verbote würden vielleicht den Konsum von BDSM Pornographie reduzieren, aber wären für einen vernünftigen Diskurs eher hinderlich.

„Man weiss nie, wie „freiwillig“ jemand so einen Dreh macht. Es geht schließlich, trotz aller Lippenbekenntnisse am Ende auch schlicht um hart verdientes Geld! (Was aber dann auch jede Form der Pornografie zu einer Vergewaltigung degradieren würde)“

Sex gegen Bezahlung ist meinen Augen keine Vergewaltigung. Klar, wenn weiter der Lohn gedrückt wird, die Sozialsysteme abgebaut usw, dann führt das zu Notsituationen die dies erforderlich machen können, nur würde ein Verbot nicht an der Ursache, die Notsituation, ändern. Die Produzenten von SM Pornographie kann man im legalen Bereich, aber viel eher Kontrollieren, ob alles in Ordnung ist.

„SM-Pornografie könnte immer auch ein „Trittbrett“ für sogenannte Realsadisten sein.“

Noch viel besser als SM Pornografie ist für die aber Sadismus ohne SSC und so. Durch ein Verbot würde in der Illegalität vermutlich ganz anderes Material in den Umlauf kommen, was sie mehr anspricht. Illegal ist es ja sowieso schon, warum dann noch Wert auf irgendetwas legen? Rein theoretisch könnte durch vernünftige BDSM Pornografie sogar ein real Sadist zum vernünftigen Umgang mit dem Gegenspieler gebracht werden.

„Es wird großenteils kein Gefühl dafür vermittelt, wie viel Austausch vor und nach einer Session nötig ist. BDSM wird „entmenschlicht“. Auch wenn eines der professionellsten Internet-Labels das Gespräch davor und danach zum wichtigen Markenzeichen gemacht hat. (Nur ein Konsumfaktor für das anspruchsvolle Publikum?)“

Letzteres ist doch in der Tat ein positiv zu werten.

„Die Unglaubliche Schwemme von Pornos lässt das Individuum am Ende lieber vorm Bildschirm verkümmern, anstatt die wirklich gelebte Sexualität anzuspornen und die zwischenmenschliche Kommunikation zu fördern.“

Das ist eher ein Problem des gesamten Internets. Wieso das reale Gespräch suchen, wenn man auch Chatten oder über Skype reden kann, nur bietet es sehr einsamen Individuen auf der anderen Seite auch ein wenig Lebensqualität, die sie ohne Internet vielleicht nicht hätten. Auf der anderen Seite bietet es gute Austauschmöglichkeiten und Hilfestellungen.

Ich finde es gut wenn darüber Diskutiert wird. In der SM Szene finde ich gar nicht so selten Einstellungen, die ich für sehr unreflektiert und auf eine Art für sehr Extrem halte. Diskussionen und Gespräche helfen vielleicht, alles ein wenig klarer werden zu lassen. Ein Verbot von Pornographie halte ich für den vollkommen falschen Weg damit umzugehen. Es würde an sich „relativ“ harmlose Bilder und Filme vom Markt nehmen, die dann in der Illegalität von zwar wenigern, aber viel gewaltätigeren Produktionen ersetzt werden würde.

Viel sinnvoller wäre es zB ein Siegel für vernünftige BDSM Pornographie einzuführen. Da gäbe es dutzende Möglichkeiten. Okay, wie so ein Siegel aussehen könnte, darüber hab ich mich noch keine Gedanken gemacht, ist auch nur so eine grobe Idee von mir.

LG
Liara
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Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 21.07.2009 18:58
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