Dänemark schafft SM als Krankheit ab  hilflos, gefesselt und erregt  Dänemark schafft SM als Krankheit ab
Dänemark schafft als erstes Land per Verbot durch das Gesundheitsministerium vor 29 Jahren die Diagnose F65.5 der ICD-10, also SM als Krankheit, ab.

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Re: Bestseller

geschrieben von nachtschatten  am 17.09.2012 um 17:37:16 - als Antwort auf: Re: Bestseller von spazio
"Der Bestseller Shades of Grey ist nur ein weiteres Kapitel einer langen Erfolgsgeschichte: der Unterdrückung weiblicher Sexualität. Von Iris Dankemeyer"


Nichts "was nun?"    ;-)

Das ist die Meinung der Autorin zu "Shades of Grey" - nicht zu BDSM!

Genau das finde ich so gut an dem Artikel: Dass hier im Grunde sehr klar getrennt wird zwischen dem Buch „Shades of Grey“, BDSM, und sexueller Unterdrückung der Frau.

Drum habe ich ja auch den ganzen Artikel empfohlen, und nicht nur die Überschrift, die mich ja zugegeben auch erst skeptisch machte. Leider ist der Artikel nicht online frei lesbar.

Ich muss wohl doch ein wenig daraus zitieren. Wobei ich finde, dass der Artikel jede Zeile wert ist, und nicht durch diese Zitate in seiner Gesamtheit zusammenfassbar.

Trotzdem also dann hier ein paar Zitate aus dem Artikel (von Iris Dankemeyer in der Zeitschrift KONKRET 9/2012), die vielleicht einen etwas besseren Eindruck geben können.


"
Die Diskussion darum, ob Frauen Gehorsam und Devotion erotisch finden dürfen, ohne den Feminismus zu verraten ist bald ein halbes Jahrhundert alt. Die KONKRET-Autorin Peggy Parnass hat die zweite Frauenbewegung erstmals mit etwas konfrontiert, das heute empirisch bewiesen ist: daß sexuelle Phantasien von Frauen Vorstellungen von Vergewaltigung einschließen können. Solche Phantasien sind dabei kein Beleg für den ewigen Masochismus des Weibes, sondern Metaphern für die im sexuellen Ritual angelegte Bewegung von Zufügen und Empfangen. Patriarchaler Unterwerfungswille hat die Vorstellung von Passivität pervertiert. Sie erscheint als Bereitschaft, Ungewolltes über sich ergehen zu lassen, und nicht als Fähigkeit, sich einer Situation zu überlassen.

(...)


.... Das Problem ist nicht, daß sich Millionen von Frauen, die historisch bisher kaum Gelegenheit hatten, deviante Formen von Sexualität für sich zu entdecken, nun für die Möglichkeit von Submission interessieren. Das Problem ist, was sie bekommen: ein miserabel geschriebenes, in der deutschen Übersetzung unterirdisch schlechtes Buch, das ihre Hoffnungen enttäuscht und ihre Neugier beleidigt, weil es unter dem Deckmäntelchen des SM-Porn doch nur wieder die alte Prinzessinenstory herunterleiert.

(...)

Die Journalistinnen Nina Pauer und Sonja Eismann haben in E.L. James' Schund bereits die Konditionierung auf das Ideal der romantischen Zweierbeziehung erkannt – diese Interpretation bestätigt nun der dieser Tage von Goldmann angedrohte zweite Band: Heirat!

(...)

Die Frage, ob der Megabestseller, der mittlerweile auch Harry Potter in den Schatten stellt, ein Rückschlag für die Emanzipation sei, hat ausgerechnet Alice Schwarzer mit Nein beantwortet, immerhin sei die Protagonistin "denkendes und handelndes Subjekt".  Eine schockierende Fehleinschätzung: das angebliche Subjekt Ana ist eine naive, unerfahrene und komplexbeladene Jungfrau, die sich von ihrem superreichen Sugardaddy Grey auf Ideen bringen läßt, auf die sie allein nie gekommen wäre. Das Buch ist reaktionär, weil es die Vorurteile gegenüber einer sexuellen Orientierung bestärkt (James führt Greys Sadismus auf eine Mißbrauchserfahrung zurück und pathologisiert ihn damit) und mit seinem oberflächlichen Voyeurismus ein unrealistisches Zerrbild dieser Subkultur zeichnet.

(...)

Daß Schwarzer diesen Sachverhalt so völlig verkennt, ist das schlechte Erbe des Differenzfeminismus, der seinen Töchtern vor allem wünscht, daß sie einen netten Mann finden, der sie respektiert und im Haushalt hilft. Die dazu passende Sexualität: zwei lächelnde Menschen, die sich auf einer Wiese mit Bienchen und Blümchen in die offenen Arme sinken.

(...)

Die Hingabe, das Sich-dominieren-Lassen wird ausgerechnet da skandalisiert, wo es ausnahmsweise einmal freiwillig geschieht. Über den gesellschaftlich generierten männlichen Sadismus, die Abwehr der eigenständigen sexuellen Aktivität der Frau, spricht dagegen niemand. Daß das eigene Zuhause noch immer der gefährlichste Platz für eine Frau und häusliche Männergewalt noch immer die häufigste Ursache von Verletzungen ist, zeigt, daß Fortschritt noch nicht stattgefunden hat und Frauen im Naturzustand dessen gehalten werden, was Karl Kraus einst „Unterleibeigenschaft“ genannt hat.






So, jetzt habe ich fast die halbe Zeitschrift abgetippt. Das könnte schon beinahe copyright-Probleme geben. ;-)

Laut Vorlesen kann ich es leider nicht auch noch. Ein bischen Offenheit und Interesse muss dann doch auch noch von Gegenüber kommen. Ich will das ja keinem reindrücken, sondern nur weitergeben, wenn es interessiert.

Ausnahmsweise muss ich mich diesmal nicht um meine eigene möglicherweise als unhöflich empfundene Ausdrucksweise sorgen, sondern kann darauf verweisen, dass es sich hier nur um Zitate handelt, die ich lediglich zur Diskussion stelle. ;-)



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Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 17.09.2012 17:37
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