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Re: Devote Damen

geschrieben von nachtschatten  am 17.01.2011 um 19:09:06 - als Antwort auf: Re: Devote Damen von Jeanette
Hallo Jeanette,

ich habe mich sehr gefreut über deine ausführliche Antwort. (Und natürlich über deine Komplimente ;-))

Ich habe mir zu meiner besseren Erinnerung gerade noch einmal einige deiner früheren Beiträge gesucht und musste feststellen, dass sich auch bei euch tatsächlich so einiges entwickelt hat. Es freut mich immer, so etwas mitzubekommen und ich wünsche euch da noch einen wundervollen weiteren Weg. Ich kann nur immer wieder betonen, dass die Auseinandersetzungen und Gespräche auch aus meiner Erfahrung unglaublich wichtig sind, um zu so einem Weg zu finden. Dazu gehört ganz gewiss auch, erkannt zu haben, dass es „diese Momente“ sind, „wofür wir leben“.

Ich bin gerade in einer Lebensphase angelangt, in der mir klar wird, auf wieviel ich eigentlich verzichtet habe, dem ich eigentlich hätte „nachrennen“ sollen, ohne es je wirklich hätte erreichen zu wollen... (um in deinen Worten zu sprechen). Das macht mir manchmal Angst, und umso wertvoller finde ich es, wenn ich durch solche Äusserungen wie deiner dabei ermutigt werde, diesen Weg trotzdem als wertvoll zu erkennen.

Es kommt mir manchmal wirklich irre vor, wie kompliziert diese Welt erst sein muss, damit es diese Momente des "Dahinfließens" auch erst geben kann.

Dass ich mich so viel mit dem Thema auseinandersetze liegt bestimmt daran, dass es mir immer auch schwer fiel, meine Fantasien und Leidenschaften in mein Selbstbild zu integrieren und dabei anzuerkennen. Ich musste erst mal einiges verstehen, das einem im Leben nicht so einfach nachgeworfen wird oder über den Weg läuft. Hinzu kommt, dass meine Partnerin in dieser Hinsicht auch lange sehr passiv war. Sie konnte sich oft auf meine Anregungen einlassen, aber ich konnte auch oft nicht verstehen, warum ihr einmal gefiel, was ihr dann plötzlich nicht mehr gefiel und dann doch wieder...
Aber ich muss zugeben, genau das macht es für mich auch immer wieder spannend. Meine Stärke ist dann nicht etwa „unerbittliche Dominanz“, sondern eine „unerbittliche Gelassenheit“. Ich liebe den Moment, an dem ich weiss, dass meine Geduld belohnt wird und sie dabei spürt, dass sie es „braucht“. Das klingt jetzt unglaublich Machohaft. So ist das aber nicht gemeint. Es ist ein Geschenk für mich, von dem sie nicht minder zehrt. Zudem muss ich zugeben, dass sie dieses „Spiel“ oft genug auch „gewinnt“. Ich habe gemerkt, dass ich selbst dazu neige, irgendwann devot zu werden, wenn ich es nicht schaffe, mein eigenes Gleichgewicht zu wahren. Aber auf irgendeine Weise macht das uns beide nicht so glücklich.
Witzigerweise hat mir dieser Anreiz oft den Ansporn gegeben, Probleme und Ängste im Leben auch mal selbständiger zu meistern. Ich habe zumindest das Gefühl, dass ich dabei einiges für mein Leben und mein Verhältnis zu anderen Menschen gelernt habe.
Tja, und letztlich beschreibe ich wohl hier etwas, das eigentlich schon war. Wenn ich sehe, wieviel sich in deiner Beziehung in den letzten zwei Jahren getan zu haben scheint (du hast ja hier immer mal von deinen Wünschen und Bedenken geschrieben), dann muss ich sagen, dass sich auch bei uns viel entwickelt. Wir werden offener und spüren, dass wir mit weniger Widerstand innigere Momente erleben können. Wir haben immer weniger Angst, uns gegenseitig zu öffnen und auch eine Menge andere Bezeihungsthemen bewältigt, die unserer Leidenschaft früher im Weg standen. Wahrscheinlich hat also das, was ich hier beschreibe schon bald keine Gültigkeit mehr. Zumindest für uns. Aber ich beschreibe das ja hier auch so offen, um zu zeigen, wie sich soetwas entwickeln kann.

Ich tue mir mit den Worten „Session“ oder „Spiel“ übrigens auch schwer. Aber wann immer man über soetwas schreibt, um anderen Menschen ein Bild davon zu geben, muss man sich irgendwann gewisser Hilfskonstruktionen und Begriffe bedienen, um etwas zu benennen. Aber meine Freundin und ich haben uns schon gegenseitig bestätigt, dass wir in solchen Momenten einfach etwas tun. Wir nehmen keine Rollen ein, so dass man es „Spiel“ nennen könnte, und es verliert auch danach nicht an seiner Bedeutung, so dass man es als begegrenzte „Session“ sehen könnte.

Zugegeben fürchte ich manchmal, dass unsere bisherige Entscheidung, getrennt zu wohnen, einiges an Möglichkeiten verbaut. Es kostet oft sehr viel Zeit, nach einigen Tagen des Getrenntseins immer wieder eine neue Grundstimmung des Vertrauens und Loslassens aufzubauen, die dann auch Mut macht zu mehr.
Andererseits äussert sich in dieser Entscheidung wohl auch ein sehr starker Freiheitsdrang ihrerseits. Wie ich eigentlich schon beschrieben habe, reagiert sie auf jede Form der Einschränkung erst mal mit massivem Widerstand. Das muss noch nicht einmal etwas mit Fesseln oder Dom/Sub zu tun haben. Sie braucht einfach eine gewisse Zeit, um sich klar darüber zu werden, dass sie etwas auch wirklich will und empfindet alles, was ihr von aussen aufgetragen wird deshalb auch erst mal als Einschränkung gegen die sie sich sträubt. Ich finde diese Skepsis an ihr sehr wertvoll, auch wenn sie in manchen Situationen erkannt hat, wie sehr sie sich dabei auch selbst im Weg stehen kann.
Ich schreibe das auch deshalb, weil ich in Foren immer wieder vor allem Frauen begegne, denen es schwer fällt, ihren Drang nach Freiheit, kritischem Denken und Selbstverwirklichung mit ihren heimlichen devoten Neigungen unter einen Hut zu bekommen:

Eine der wundervollen Erfahrungen in einer langen Partnerschaft ist, dass man erlebt, wie ein Mensch sich entwickelt und man selbst mitwächst. Je mehr meine Geliebte an Selbstbewusstsein in der Welt da draussen gewinnt, umso mehr habe ich den Eindruck, dass sie sich auch selbstbewusst auf ihre heimlichen Wünsche einlassen und auch Vertrauen aufbauen kann.
Die Kritik und die Skepsis, die man dabei seinen Wünschen aber auch der Welt entgegenbringt gehören nach meiner Erfahrung dazu, um den Weg zu jenen „Dahinfließenden Momenten“ zu beschreiten. Man sollte keine Angst vor den gelegentlichen Widerständen haben, die einem die inneren Widersprüche dabei in den Weg legen. Man muss nicht sagen: „Ich wäre doch eigentlich gerne devot, warum bin ich dann jetzt so eigensinnig?“ Es geht darum, den Moment und den Menschen zu finden, bei dem man bereit ist, zu vertrauen. Das gilt auch, wenn man Fantasien von Dominanz hat. Man muss nicht sagen: „Ich wäre doch gerne dominant, warum nehme ich auf diesen Menschen jetzt Rücksicht?“ Die Angst und Unsicherheit, einen neuen Schritt zu machen gehört dazu, wenn man diesen Schritt bewusst machen will und mit Liebe.
Diese Erfahrung konnte ich auch aus deinen Texten herauslesen.

Jedenfalls empfinde ich das so, und da habe ich nun wohl wirklich einiges aus dem Nähkästchen geplaudert. Ich hoffe mal wieder, dass ich es nicht bereuen werde, einen solchen Text abzuschicken. Nun, es hilft mir ja auch, solche Themen ein wenig zu reflektieren, und ich freue mich auch immer über die Offenheit anderer Menschen, von wegen („... nicht so einfach nachgeworfen...“). Ich muss aber auch zugeben, dass ich das Gefühl von Unvorsichtigkeit habe. Ich möchte deshalb ein Weiteres mal die Hoffnung anfügen, mit meinen Gedanken andere zu ermutigen und mehr Verständnis zu erarbeiten, anstatt auf Mitleser zu stossen, die ihre Fassade von der perfekten D/s – Welt angegriffen sehen und deshalb mit Spott oder Herabwürdigung reagieren.

Ich würde mich auch freuen, wenn du deine weiteren Gedanken doch noch kundtust. Angesichts der Bundesliga hast du ja nun genug Zeit, sie der nötigen „Reifung“ zu überlassen. ;-)

Liebe Grüsse

nachtschatten
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Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 20.01.2011 17:50
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