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Re: Wehren gegen Fesseln

geschrieben von nachtschatten  am 21.12.2010 um 13:05:05 - als Antwort auf: Re: Wehren gegen Fesseln von tilly
Hallo Tilly,

das musst du jetzt genauer erklären, was denn Konfuzius genau gegen das Fesseln hat. :-)


du schreibst zudem:

„Ein wirklich interessanter Gedankengang, aber ich sehe das genau anders herum, denn ein fordernder Partner erzwingt beim Passiveren Frustrationen und Zweifel, zB. an der eigenen sexuellen Leistung. „

also: fordernder Partner = Frustration und Zweifel = noch weniger Lust = noch fordernderer Partner bzw. Frustration und Zweifel beim fordernden Partner usw.....

genau diese Spirale wollte ich mit meiner Perspektive durchbrechen. Wie kommt es denn, dass jemand an seiner „eigenen sexuellen Leistung“ zweifelt? Weil seine eigene sexuelle Motivation von einem Leistungsgedanken überschattet wird.

Nun is es ja bei euch so, dass es nicht so sehr um das „wie oft“, sondern mehr um das „wie“ geht. Hmmm.... ich finde das immer noch schwierig. Also ich werde selbst schon auch gelegentlich mit Wünschen meiner Partnerin konfrontiert, die zu erfüllen mich Überwindung kosten. Die entscheidende Erfahrung ist für mich dann immer, zu erleben, wie es sie erregen bzw. glücklich machen kann. Irgendwie werde ich von dieser Erfahrung dann immer auch selbst erregt und glücklich und es beginnt mir Spass zu machen und ich werde dann in diese Richtung selbst kreativ, versuche mich in ihre Wünsche hineinzuversetzen und sie in meine Fantasien einzubauen.

Umgekehrt hat sie mir auch schon beschrieben, dass sie, wenn sie z.B. gefesselt ist, in dem Moment erst richtig erregt wird, wenn sie spürt, wie ich das genieße und wie sie mich erregt.

Kannst du bis hierher folgen?

Hier fällt mir bei deinen Beschreibungen so ein Punkt auf: Mir scheint, als ob dein Mann, in dem Moment, in dem er dich dir zuliebe mal fesselt etc., DEINE Erregung gar nicht genießen kann, weil er völlig überfordert ist mit dem Gedanken, dass ER das ja jetzt genießen müsste. Das ist glaube ich das, woraus soetwas wie „sexueller Leistungsdruck“ resultiert.

Verständlich, was ich meine?

Ein wichtiger Schritt in der Partnerschaftlichen Aktivität ist, meine ich, dass man das Genießen des Anderen genießen kann. So perfekt kann ein Topf gar nicht auf einen Deckel passen, dass lediglich der Eine genau das will, was der Andere gerne mit sich machen lässt. Das eigentlich verbindende Element ist meiner Meinung nach vielmehr die Lust, die man beim anderen erzeugen kann.

Es gibt eine Menge Sachen, auf die meine Partnerin und ich wohl nie jeweils von selbst gekommen wären, die uns aber mittlerweile riesigen Spass machen, weil einer von uns beiden das wahnsinnig genießen kann, während der Andere ganz verrückt danach ist, diese Lust beim Geliebten zu erzeugen. (Möglicherweise ist das DER Reiz am aktiv sein)

Dabei ist wichtig:

1. B muss fähig sein, zu genießen
2. B muss diesen Genuss A offen zeigen können
3. A muss dieses Signal von B wahrnehmen können
4. A muss fähig sein, aus diesem Genuss selbst Genuss zu ziehen


Hier liegt vielleicht eines der Geheimnisse, warum Menschen ein leichtes bis starkes Rollengefälle in jeder Art von Sexualität immer irgendwie interessant finden. Wahrscheinlich spielt soetwas ähnliches wie eine „Übertragung“ eine Rolle.

Das Gegenstück wäre:

1. B genießt
2. A genießt

In diesem Fall haben die Partner eigentlich gar nichts miteinander zu tun. Welche Motivation sollten sie dann auf Dauer haben, sich mit verschiedenen Praktiken zu versuchen, und auch aus eigener Motivation Lust an den Neigungen des Partners zu finden. Stattdessen fragt jeder nur für sich: „Genieße ICH es?“ Das muss irgendwann zu verbohrten Kompromissen führen, zu Leistungsdruck (ICH MUSS genießen) und irgendwann zu Frustration (ICH kann das nicht genießen)

Um das mal bei euch zu beobachten kannst du dich ja einfach mal an euren ganz sinnlichen Sex halten. Genießt er dabei deine Lust? Zeigst du sie ihm? Oder genießt er nur für sich? Erfreut er sich auch mal am Leuchten deiner Augen (leuchten sie auch?) oder macht er sich ständig nur Gedanken, dass er dir ja nichts zumutet? Oder will er dir gar Genuss verschaffen, weil er das für seine „Pflicht“ hält, ohne auch mal ganz gierig nach deiner Lust zu sein?

Diese Fragen sind natürlich sehr intim, und ich stelle sie dir nicht, damit du sie mir beantwortest, sondern nur, damit du sie dir stellen kannst. So kannst du einmal genau darauf achten, wie die erotische Spur zwischen euch eigentlich verläuft, auf welchen Ebenen ihr dabei kommunizieren könnt, welche ausgespart bleiben, und diese Erfahrung dann auch auf deine submissiven Leidenschaften übertragen. Zuletzt kannst du dich fragen, ob es nicht noch ganz andere Ebenen gibt, auf denen dein Mann auch deine Fantasien als lustbringend empfinden kann.

Vielleicht ist das Problem ja nicht, dass ihm deine Wünsche zu „hart“ sind, sondern vielmehr, dass es auf einer ganz subtilen, intimen, zärtlichen, menschlichen Ebene hakt, die er in deinen Praktiken noch gar nicht vermutet hat? Die Ebene des Schenkens, und Gebens und Genießens des Anderen in seiner sinnlichen Lust. Gerade die allgemeinen Klischees gegenüber SM-lastigen Praktiken versperren vielen Menschen doch den Zugang zu dieser höchst zwischenmenschlichen Ebene.

Wenn ich nicht das Gefühl hätte, dass er ja prinzipiell offen für deine Wünsche ist, und schon etwas von dieser Ebene von dir vermittelt bekommen hat, würde ich das übrigens alles nicht schreiben. Nur, damit du nicht so darauf reagierst, dass du meinst das alles würde ich für Neu für euch halten!


Um das nochmal zusammenzufassen:

Ich sehe eine Möglichkeit, dass es euch beiden manchmal so schwer fällt, deine Wünsche genügend zu erfüllen, weil ihr darauf fixiert seid, dass er aus diesen Praktiken (fesseln etc. ) keine Lust ziehen kann. Ich spiele mit dem Gedanken, dass das Geheimnis darin liegt, dass es nicht darum geht, dass er auf Fesseln Lust haben müsste, um die nötige Motivation zu finden, sondern, dass es vielmehr darum ginge, dass er aus deiner Lust selbst einen Genuss ziehen kann, der ihn motiviert, ihn sozusagen „aktiv“ macht.

Das kann aus zwei Richtungen genährt werden:

1. In deinem Fordern schwingt mehr ein „Ich will es erleben“, anstatt ein „Ich würde es so genießen“ mit.

2. Ihm fällt es generell schwer, seiner Lust am Genießen eines Anderen freien Lauf zu lassen. (Das könnte dann vielleicht an Konfuzius liegen :-)) Und vielleicht auch daran, dass er in seinem Beruf sehr viel Verantwortung gegenüber Menschen übernehmen muss, was die Vorsicht, seinen Launen freien Lauf zu lassen ja auch gerechtfertigt, aber damit auch zu einer fest im Charakter verankerten Eigenschaft werden lässt.


Jetzt tu mir einen Gefallen und schreib mir nicht wieder, dass bei euch ja alles toll ist, nachdem ich mir so Mühe mache, deinen an anderer Stelle ganz offensichtlichen Klagen ein paar Gedanken mitzugeben.
Es geht doch nicht darum, eine Partnerschaft gleich zu beurteilen. Wir alle kennen da Probleme und wissen im besten Fall selbst am besten, wie man damit umgehen könnte. Aber auch ich habe mir oft Rat geholt – oft auch schmerzlichen, oder komplizierten Rat. Ich finde meine Beziehung toll, WEIL ich weiss wieviel gemeinsame Arbeit darin steckt, und dass Veränderungen immer im Gange sind.

Was du mit der Selbstverwirklichung über den Partner meinst, müsstest du genauer erklären, damit ich dazu etwas schreiben kann.

Jetzt erst mal ganz liebe Grüsse!

nachtschatten

P.S.: „Wehren gegen Fesseln“ passt als topic schon beinahe wieder, nur in einem ganz anderen Zusammenhang. ;-)
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Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 05.01.2011 23:00
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