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Re: Sie hat keine Lust mehr zum Fesseln

geschrieben von nachtschatten  am 09.08.2010 um 20:24:43 - als Antwort auf: Sie hat keine Lust mehr zum Fesseln von Furgan
Hallo,

nachdem ich deinen Text zufällig heute mittag gelesen habe, habe ich mich nun entschlossen, dir doch noch zu antworten.

Ich habe selbst keine Erfahrung mit vielen Beziehungen, dafür aber mit einer mittlerweile etwa zehn Jahre dauernden. Ich kann also nur ein paar Gedanken zu meiner Erfahrung aufzeigen, die neben denen anderer stehen sollen, die vielleicht andere Erfahrungen gemacht haben.

Seit ein paar Wochen habe ich immer wieder unglaublich aufregende Erlebnisse mit meiner Partnerin und auch was das Fesseln und spielen betrifft, machen wir Erfahrungen, die ich mir vorher gar nicht hätte vorstellen können.

Dabei ist es nicht allzu lange her, dass ich selbst unter einem kaum zu ertragenden Notstand gelitten habe. Und wir standen schon kurz vor einer Trennung.

In dieser Zeit las ich in einem Buch, das sich eher generell mit sexueller Leidenschaft bei Paarbeziehungen beschäftigte einen witzigen Gedanken, den ich hier nur sinngemäß wiedergeben kann:
Wenn ein Huhn merkt, dass es nach fünfmal picken ein Korn findet, wird es sich um so mehr anstrengen und glauben, dass es nach zehnmal picken zwei Körner findet. Und so läuft sich dann oft die Struktur in Beziehungen ein, in denen einer scheinbar einfach nicht mehr will, und der andere sich immer mehr anstrengt, überhaupt zu bekommen, was er sich ersehnt. Die Last für den „lustlosen“ Part wird ebenso immer größer, wie es die Anstrengung für den unerfüllten Part wird. Und irgendwann kracht es dann sowieso.

Ich möchte auch auf einen Satz von dir anmerken, dass jede Beziehung „ansonst prima läuft“, wenn man mal von den drängenden Problemen absieht. :-)

Und noch eine wichtige Erkenntnis habe ich aus besagtem Buch und aus meinen Erfahrungen und Gesprächen mit anderen gefunden: Wenn ein Partner, der sich bereits neugierig und aktiv gezeigt hat auf die Frage nach seinen Fantasien und Wünschen plötzlich mit „NIX“ antwortet, dann stimmt da was nicht! Ich will dir nur einen Satz von dir selbst nochmal vor Augen führen: „Angeblich hat sie Angst dass es ihr zu sehr gefallen würde, und sie sich nicht mehr bremsen kann. „

Die Frage,wo das Problem liegt, ist aber immer kompliziert und nicht allgemein beantwortbar und es bedarf einer gewaltigen Auseinandersetzung von dir mit dir selbst, von euch mit eurer Beziehung und von ihr mit sich selbst - aber letzteres ist der Schritt, den du nicht erzwingen kannst.

Du klingst für mich aber nicht so, als ob du dein Heil in anderen, reinen Fesselbeziehungen finden würdest. Und dass sie dir das vorschlägt ist für mich nur ein Zeichen, dass für sie die Last einfach so groß wird, dass sie versucht, diese so loszuwerden .... anstatt einen echten Konflikt und eine Auseinandersetzung in der Beziehung und mit sich selbst zu suchen und als Chance zum Wachsen zu nutzen. (Ebenso kommt dir ihr Vorschlag gelegen, weil es vielleicht mittlerweile die einfachste Art darstellt, deinem Drängen Luft zu machen -  du beschreibst ja, wieviel Überwindung dich das kostet, und doch scheint die Hürde innerhalb der Beziehung noch viele male grösser zu sein)

Ich glaube aber, wenn jemand keinen Oralverkehr mehr in der Beziehung findet, käme er auch nicht gleich auf die Idee, eine Gruppe mit Cunnilingus-Fetischisten zu suchen, bei denen er sich dann uneingeschränkte Begeisterung für das, was er in der Beziehung vermisst, erhofft.
Drüber reden ist natürlich eine andere Sache, und bei solchen Themen auch in den besten Freundeskreisen immer schwierig. Da können dann Gruppen mit gewisser Orientierung vielleicht hilfreich sein. Aber du musst dich schon fragen, ob du nun ein Beziehungsproblem hast, bei dem ein wichtiger Teil deiner Person gerade keinen Platz findet (wie gelegentlich in allen sich entwickelnden Beziehungen) oder ob du tatsächlich deinen Fesselnotstand unabhängig von einer partnerschaftlichen Intimität loswerden willst.  

Das alles sind natürlich eher sehr schwammige Gedankenanstöße und in keinster Weise konkrete Ratschläge.


Hier noch ein paar konkretere Ansätze:

- mache dir klar, dass jeder zeitweise das Gefühl kennt, erotisch ausgehungert zu sein. (Wenn du diesen Part nicht übernimmst, wirst du paradoxerweise sofort den Part des Lustlosen übernehmen – warum auch immer, ich habe das schon oft beobachtet) In jeder Beziehung gibt es einen der mehr will und das führt bei zeitweisem extremen Ungleichgewicht beim Gegenpart oft zu einer totalen Flucht.

- stehe trotzdem weiter zu deinen Bedürfnissen.

- lerne, dass sie dich nicht verrückt machen, und wenn du so weit bist, zeige das deinem Partner/deiner Partnerin.

- Sei dir bewusst, dass auch sie Bedürfnisse hat, aber sie eben aus irgendeinem Grund verdrängt. Aber halte ihr das bloß nicht vor! Akzeptiere sie in ihrer Situation.

- mache dir für dich selbst klar, auf was du verzichten könntest und auf was du nicht verzichten willst. Dann mache dir klar, dass das auch den Verzicht auf eine harmonische Beziehung bedeutet. So oder so. Und dann mache dir klar, ob dir im Moment(!) die Beziehung wichtiger ist, oder deine Partnerschaft. Und erst dann(!) ... konfrontiere sie klar, selbstbewusst und liebevoll mit deinen Gedanken und lasse ihr die Möglichkeit und die Zeit, sich damit auseinanderzusetzen.

- glaube nicht, dass du deine Beziehung rettest, indem du versuchst, Harmonie zu wahren. Wenn du selbst stabil bist und in dich vertrauen kannst, wirst du auch einen Konflikt in der Beziehung ertragen.

- denke nicht, dass das Bedürfnis, fesselnde Erotik zu erleben mit den obigen Punkten nichts zu tun hätte, dass du dieses Bedürfnis aus deiner Beziehung rausoperieren kannst, nur damit eine gewisse „normale“ Harmonie bleibt.


Diese Situation zwingt dich sozusagen zur Auseinandersetzung mit dir selbst. Wenn du diese Auseinandersetzung hinter dir hast, wirst du für dich einige Klarheiten gewonnen haben. Von diesem Punkt an wird es an deiner Partnerin sein, sich ebenfalls auseinanderzusetzen, denn deine Auseinandersetzung wird nicht spurlos an eurer Beziehung vorübergehen.  Du brauchst dich nicht schuldig zu fühlen. Ohne dass sie sich dessen bewusst ist, hat sie dieses Spiel nämlich schon längst von sich aus begonnen. Und nur so werden Beziehungen wachsen und neue Phasen tiefer Harmonie beginnen. Und nichts an diesem Weg widerspricht der Tatsache, dass man sich wirklich liebt.

Bleibt liebevoll und verständnisvoll.


Auseinandersetzungen, wie ich sie vorschlage können heftige Konflikte heraufbeschwören. Nicht jeder ist gleichermaßen bereit, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und viele Menschen reagieren darauf mit noch mehr Flucht oder gar Agression. Wenn du also überhaupt etwas mit meinen Gedanken anfangen kannst, dann sei bitte stets behutsam und verantwortungsvoll auch gegenüber deiner Partnerin. Ich hoffe, dass dieser Hinweis ausreicht, um einem Missvertändnis meiner Gedanken vorzubeugen.
Zudem verstehe ich diesen Text als Anregung, wie man mit dem Thema umgehen könnte. Gegebenenfalls liegt es an dir, nach einem weiteren und besserem Verständnis für diese Sichteise zu suchen.

Soweit mit besten Grüssen

nachtschatten

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Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 10.08.2010 06:13
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