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Re: Pornografie, Moral und gesellschaftliche Verhältnisse (als Antwort an Tilly)

geschrieben von nachtschatten  am 16.11.2012 um 20:35:51 - als Antwort auf: Re: Pornografie, Moral und gesellschaftliche Verhältnisse (als Antwort an Tilly) von Lauscher
allo,

Ich möchte mal generell den Gedanken anregen, zwischen Erotika und Pornografie zu unterscheiden.

Das Thema Erotik, Sinnlichkeit, Körper und Lust zu thematisieren muss nicht unbedingt dasselbe bedeuten wie Pornografie, die ja vor allem eine Art Masturbationsvorlage sein soll. Bei der Pornografie ist damit das Thema aus jedem Zusammenhang herausgenommen und es geht vor allem darum, meist Frauen in einer Art darzustellen, die (meist) Männern unmittelbar das Gefühl gibt, sich an ihnen erregen zu können und sie als Objekte der Lust und der Befriedigung wahrzunehmen.

Demgegenüber waren die griechischen Skulpturen, die du nennst zwar durchaus Darstellungen, die die Schönheit des Körpers feiern sollten, aber in einem wesentlich reflektierteren Kontext, und meist in der Öffentlichkeit aufgestellt. Weibliche Figuren waren allerhöchstens in Zusammenhang mit ganz bestimmten mythischen Motiven nackt dargestellt, meist aber bekleidet. Ich glaube, die Darstellung einer breitbeinig daliegenden Frau, die einem suggeriert, dass man sich nur noch auf sie drauf werfen muss, wirst du in der Antike vergeblich suchen!

Auch die meisten bekannten Schriften der Antike und des Mittelalters, die sich mit Erotik und Sexualität befassen, stellen das Thema in einen äusserst komplexen Zusammenhang, der eher stimulierend gewirkt haben dürfte, anstatt wie der Porno als letztendliche Vorlage und Befriedigung zugleich.

Insgesamt hast du aber sicher insofern recht, dass in vielerlei Hinsicht eine Verbindung von Sexualität und persönlicher Beziehung nicht unbedingt bestanden haben muss. Wobei jedoch zumindest von Foucault herausgestellt wird, dass in der antiken griechischen Literatur die Frage nach der Schicklichkeit eines tieferen Verhältnisses zu einem geliebten Jüngling ausgiebig besprochen wurde, während die reine Fleischeslust ohne die persönliche Achtung und tiefere Liebe des Knaben und zukünftigen Bürgers als verwerflich galt.


Was dagegen die breiten, einfachen Bevölkerungsschichten verschiedener Hochkulturen betrifft, haben wir wenig gute Quellenlagen, die uns Einschätzungen der Lebenskultur ermöglichen. Was ich über die Werbungskultur im mittelalterlichen Bauerntum so mitbekommen habe, scheint das jedenfalls eine sehr feinfühlige und gesellschaftlich eingebettete Sache gewesen zu sein, noch vor der Zeit, als die Kirche letztlich mit der Heirat als ihrer obersten Legitimation ihre Hand auf das ganze legte.

Ich komme jedenfalls mehr und mehr zu der Überzeugung, dass die Vorstellung vom brutalen, vergewaltigenden Höhlenmenschen, dem primitiven wilden Macho, dem ständig kämpfenden sexbesessenen Kriegertypen der Vorzeit etc.. eine Projektion der prüdesten und verstocktesten Kultur überhaupt - des Kleinbürgertums im 19. Jahrhundert - auf ihre Vergangenheit war.

Und letztlich denke ich mir, dass es auch egal ist, was irgendwie irgendwann mal irgendwo war. Auch, wenn man sich fünftausend Jahre lang die Schädel eingeschlagen hat, muss ich das deswegen noch immer nicht richtig finden.

Abgesehen davon geht es doch hier auch nicht darum, dass ich gleich den Untergang des Abendlands heraufbeschwören will zwinker.  Ich will doch nur mal ein paar Tendenzen aufzeigen und ein paar Sichtweisen diskutieren.

Dass die nächsten Jahrzehnte einige bittere Erfahrungen mit sich bringen werden, davon bin ich allerdings überzeugt. Aber sicher nicht, weil es Pornografie gibt, sondern, weil die Verhältnisse für sehr viele Menschen auch in Europa unzumutbar werden. Und 90 Prozent der Antworten, die darauf gesucht werden sind meiner Meinung nach versteckt oder offen ganz klar menschenfeindlich.

Viele Grüsse

nachtschatten
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Ich, Seilchen, distanziere mich hiermit vom Inhalt dieses Beitrags und mache mir diesen in keiner Weise zu eigen. 16.11.2012 20:35
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